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Neuvorstellung zur Übersicht
16.01.2012
Ewald Johannes Brunner, Wolfgang Tschacher & Karsten Kenklies (Hrsg.): Selbstorganisation von Wissenschaft
Brunner, Tschacher & Kenklies: Selbstorganisation von Wissenschaft IKS Garamond, Edition Paideia. Jena 2011

260 S., kartoniert

Preis: 27,90 €

ISBN-10: 3941854259
ISBN-13: 978-3941854253
Verlag IKS Garamond





Claudia Bergomi, Bern:

Das Buch „Selbstorganisation von Wissenschaft“ beinhaltet Beiträge der 16. Herbstakademie, die zum selben Thema im Oktober 2010 in Jena stattfand. Die Tagungsreihe Herbstakademie beschäftigt sich seit 1990 mit dem Thema komplexer dynamischer Systeme und deren Anwendung in der Psychologie und in verwandten Disziplinen. Den Herausgebern Ewald Johannes Brunner, Wolfgang Tschacher und Karsten Kenklies gelingt es, in dem Buch interessante und vielfältige Beiträge zu der Frage zu vereinen, wie die Selbstorganisationstheorie und die Strukturwissenschaften (Mathematik, Systemtheorie, Kybernetik) bei der Beschreibung des Phänomens „Wissenschaft“ angewandt werden können: Wie können Dynamiken in den Geistes- und den Naturwissenschaften beschrieben werden? Lässt sich, so die Hoffnung vieler der Autoren, eine Brücke zwischen diesen beiden Hauptströmungen in den Wissenschaften schlagen? Einerseits wird die Möglichkeit einer solchen Brücke zwischen Geistes- und Naturwissenschaften durch die Buchbeiträge deutlich spürbar, andererseits lassen diese zwei grundsätzlich unterschiedliche Haupttendenzen erkennen, die den zwei Hauptdisziplinen entsprechen: Manche Autoren stützen ihre Arbeit hauptsächlich auf die Luhmannsche Systemtheorie, andere hingegen auf die Synergetik.

Insgesamt bietet das Buch durch Beiträge national und international renommierter Wissenschaftler eine spannende Auseinandersetzung mit dem Thema, wie systemtheoretische Ansätze für die Beschreibung und Erläuterung des Systems Wissenschaft von Nutzen sein können.

Vielversprechend ist bereits das Vorwort des Buches, das Hermann Haken, emeritierter Professor für theoretische Physik, verfasst hat. Prof. Haken initiierte anfangs der siebziger Jahre die Synergetik, die Lehre der allgemeingültigen Prinzipien des Zusammenwirkens von Elementen innerhalb von komplexen dynamischen Systemen, wie sie in Physik, Chemie, Biologie, Psychologie und Soziologie vorkommen.

Die Herausgeber haben die zwölf Buchbeiträge in zwei Gruppen eingeteilt, die zwei grundlegenden Perspektiven entsprechen: Im ersten Teil des Buches geht es in erster Linie um die Frage der Eignung und der Möglichkeit der Beschreibung der Wissenschaft als sich selbst organisierendem System. In den Beiträgen im zweiten Teil wird hingegen von dieser Möglichkeit ausgegangen und die Theorie der Selbstorganisation auf konkrete Fälle angewendet.

Im ersten Buchbeitrag betont Jürgen Kriz zunächst, dass es keineswegs „die Systemtheorie“ gibt, sondern ein breites Spektrum unterschiedlicher Ansätze, die eines gemeinsam haben: Eine deutliche „Abhebung zum klassisch-abendländischen mechanistischen Prinzip der Fremdorganisation“ (S. 12). Systeme sind selbstorganisiert, weil in ihnen „ohne direkt ordnende Eingriffe durchaus Ordnung entstehen kann“ (S. 12). Bei den Systemtheorien geht es nicht, so Kriz, wie häufig fälschlich angenommen, darum, psychologische, soziologische und kulturwissenschaftliche Fragen naturwissenschaftlich zu erklären. Systemtheorien bieten strukturwissenschaftliche Beschreibungen an, welche auf die Phänomene der verschiedenen Wissenschaften angewendet werden können und keinem Primat der Naturwissenschaften unterliegen. Der Beitrag bietet interessante Beispiele zur selbstorganisierten Bildung von Bedeutungsfeldern in den Geisteswissenschaften (z.B. Paardynamik, Klatschrhythmus). Für die gegenseitige Abstimmung von Bedeutungen, wodurch sich gemeinsame Bedeutungsfelder entwickeln, prägte Kriz den Begriff Synlogisation. Kriz postuliert, dass der interdisziplinäre Austausch durch „ein stärkeres Einbeziehen gemeinsamer strukturwissenschaftlicher Betrachtungsweisen – wie es eben die Synergetik vorschlägt“ (S. 28) gefördert werden kann. Der Beitrag schliesst mit einem trefflichen „synergetischen Feldexperiment“ aus der akademischen Welt.

Das Thema des Verhältnisses zwischen Natur- und Geisteswissenschaften in der Systemtheorie wird im Beitrag von Bernd-Olaf Küppers wieder aufgenommen und gebührend vertieft. Der Beitrag bietet einen historischen Überblick über einflussreiche Versuche, die beiden grossen Wissenschaftsströmungen einander gegenüberzustellen. Die beschriebenen Ansätze (Wilhelm Dilthey, Wilhelm Windelband, Ernst Cassirer, Sir Charles Snow) setzen den Gegensatz zwischen Natur- und Geisteswissenschaften an unterschiedlicher Stelle; gemeinsam ist ihnen, dass sie eine strenge Unterteilung beider Wissenschaftsströmungen postulieren, welche sich nach Küppers im Lichte der modernen Wissenschaft nicht mehr aufrechterhalten lässt. Im Gegenteil: Strukturwissenschaften können durch ihre fachübergreifenden Erklärungskonzepte wesentlich zu einer Einheit der Wissenschaft beitragen. Entscheidend dabei ist ein neues Verständnis des Verhältnisses zwischen Gesetzmäßigkeit und Reproduzierbarkeit, das von der Beobachtung des „deterministischen Chaos“ in physikalischen Systemen wesentlich geprägt wurde: „Das Phänomen der Gesetzmäßigkeit erweist sich nicht mehr unabdingbar mit dem Phänomen der Regularität und Reproduzierbarkeit verknüpft, sondern es kann unter bestimmten Voraussetzungen selbst eine Quelle für Individualität und Einzigartigkeit sein“ (S. 49). Die von Küppers vorgeschlagene Auflösung der Grenzen zwischen Geistes- und Naturwissenschaften scheint sich somit aus der Möglichkeit zu ergeben, das (in den Geisteswissenschaften zentrale) Besondere, Einzigartige und Individuelle mit Hilfe nomothetischer Wissenschaften kausal-analytisch zu erklären. Diese Position stützt sich auf der für Küppers gegebenen Voraussetzung, es „treten in der belebten Materie keine Gesetzmässigkeiten auf, deren Existenz und Gültigkeit nicht auch schon im Bereich der unbelebten Materie nachgewiesen wäre.“ (S. 51). Die Haltbarkeit eines solchen reduktionistischen Ansatzes gilt in der Philosophie als umstritten, insbesondere im Rahmen der Debatte zum Leib-Seele-Problem; es sollen an dieser Stelle lediglich die Stichwörter „Qualia“ und „phänomenales Bewusstsein“ erwähnt werden. In dem Beitrag gelingt es Küppers, die wesentliche Rolle der Strukturwissenschaften aufzuzeigen, die darin besteht, eine Brücke zwischen den Natur- und Geisteswissenschaften bzw. zwischen Gesetzlichkeit und Geschichtlichkeit zu schlagen.

Das Thema der Dualität der Wissenschaftskulturen wird in dem Beitrag von Wolfgang Tschacher, Jeanette Bischkopf und Martin Tröndle anhand eines wissenschaftlichen Projektes illustriert. Im Überschneidungsbereich der beiden Wissenschaftsströmungen liegt gemäss den Autoren die Psychologie. Dies zeigt sich insbesondere in der Methode der Operationalisierung, durch die bestimmte Sachverhalte der mentalen Welt (Erleben, Semantik, Intentionalität) in physikalische Sachverhalte (Anzahl, Reaktionszeiten, Lokalisation) übersetzt werden. Entsprechend wurde im Forschungsprojekt „eMotion“ versucht „das Erleben der Schönheit von Kunstwerken in einer Ausstellung … mit einer psychophysiologischen Methode zu operationalisieren.“ (S. 59). In der Untersuchung zeigten sich „statistisch bedeutende Assoziationen zwischen den beiden Welten“ (S. 66), obgleich ein grosser Teil der Varianz in den physiologischen Maßen nicht durch die in der Studie erfassten emotional-ästhetischen Faktoren des Kunsterlebens vorhergesagt werden konnte. Über die Gründe dieser Diskrepanz lässt sich spekulieren: Die Autoren diskutieren methodologische Gründe sowie mögliche prinzipielle Gründe wie die Nichtreduzierbarkeit der Kulturen und die Nichtreduzierbarkeit von Geist und Materie.

Der Beitrag von Stefan Artmann widmet sich der Entwicklung der Wissenschaften und insbesondere der Frage, inwiefern die strukturwissenschaftliche Modellbildung dazu beitragen kann, diese Entwicklung zu verstehen oder sogar zu beeinflussen. In der Tat stellen Strukturwissenschaften eine gemeinsame Sprache zur Verfügung, die den Austausch zwischen Disziplinen erleichtert, wodurch inter- und transdisziplinäre Dynamiken verstärkt werden können. An Beispielen aus der Geschichte der Strukturwissenschaften illustriert Artmann, „wie in sich selbst organisierender Wissenschaft Systemordnung und Handlungsorientierung zusammenarbeiten“ (S. 76): Die Handlungsorientierung entspringt in der strukturwissenschaftlichen Forschung meist aus ingenieurwissenschaftlichen oder allgemeineren empirischen Fragestellungen; zu deren Beantwortung wird auf „formale Systeme von Relationen (‚Strukturen‘) zwischen material unbestimmten Gegenständen“ (S. 77) rekurriert. Als Paradigma für dieses Zusammenspiel wird Adams Smiths Theorie der „unsichtbaren Hand“ beschrieben.

In seiner „Anmerkung zur Genese neuroanthropologischer Vorstellungsmuster“ weist Olaf Breidbach auf problematische Vorstellungen und Konzepte über Hirn-Evolution und Geistgeschichte hin und beschreibt wesentliche Aspekte der Entwicklung des menschlichen Hirnes. Auf der Basis eines historischen Überblicks über die moderne Neurowissenschaft — welcher Joseph Galls Phrenologie und die spätere physiologisch orientierte Darstellung der Hirnfunktionen oder „Neophrenologie“ nicht unerwähnt lässt, aber auch unterhaltsame Anekdoten wie den dilemmatischen Vergleich der Hirnmassen Carl Friedrich Gauss' mit denen „eines intellektuell nicht weiter hervorgetretenen Maurers“ (S. 107) beinhaltet — kommt Breidbach zu einer provokativen Schlussfolgerung: „Die Begriffe der Cognitive Sciences sind alt – uralt, sind nicht Resultat einer Geschichte der Neurowissenschaften, sondern deren Prämisse“ (S. 113). Im Rest des Beitrages beschreibt der Autor „grundlegende Eigenheiten des menschlichen Hirnes“, welche ihn u.a. schlussfolgern lassen, „dass die Entwicklung des Hirnes zu einem derart offenen System … die eigentliche biologische Disposition in der Evolution des neuronalen Systems des Menschen darstellt“ (S. 118).

In seinem Beitrag präsentiert Wolfgang Krohn ein qualitatives Modell der Selbstorganisation der Wissenschaft. Innerhalb unserer modernen „Wissensgesellschaft“, die nicht nur die Leistungen, sondern auch die Operationsmodi der Wissenschaft zunehmend importiert, stellt sich die Frage einer klaren Definition und Abgrenzung des Systems Wissenschaft. Auf der Basis der Selbstorganisationstheorie definiert Krohn Wissenschaft durch „eine Fokussierung auf den Begriff der Forschung … als die allen Wissenschaften gemeinsame Kernoperation“ (S. 125). Wichtige Rückkoppelungsschleifen wie die zwischen Forschung und Institutionen (z.B. Forschungsförderung, Lehre, professionelle Praxis und Öffentlichkeit) werden umsichtig beschrieben. Basierend auf dem präsentierten Modell kommt Krohn zu einem Bild von Wissenschaft, die durch eine „Kovariation von Fremd- und Selbststeuerung“ (S. 145) vorangetrieben wird, bei welcher „informationale Offenheit und operationale Geschlossenheit miteinander verknüpft sind“ (S. 145).

Der erste Teils des Buches schliesst mit dem Beitrag von Tobias Kosellek. Der Autor zielt auf eine Beschreibung des sich selbst regulierenden Systems Wissenschaft auf der Basis der Luhmannschen Systemtheorie. Es werden wichtige Begriffe der Kommunikation wie Codierung, Medien und deren Formen, Wahrheit und Interaktion beschrieben und ihre Zusammenhänge geklärt.

Wie kann aber das gegenwärtige Verhältnis des Systems Wissenschaft zur Universität beschrieben werden? In seinem Beitrag verdeutlicht Klaus Dicke dieses Verhältnis im Lichte zweier Beispiele: die Akkreditierung und die neue Einrichtung der Hochschulräte. Insbesondere geht es um die brennende Frage, inwieweit die dadurch veränderten Rahmenbedingungen wissenschaftlicher Selbstorganisation in der Universität eine Einschränkung bedeuten können für „die Freiheit von Forschung und Lehre [, welche] das Grundgesetz wissenschaftlicher Selbstorganisation darstellt“ (S. 167).

Andreas Liening und Ewald Mittelstädt befassen sich in ihrem Beitrag mit Wissensmanagement, „dem betriebswissenschaftlichen Schlagwort für wissensbasierte Unternehmen“ (S. 179), das zunehmend auch für Non-Profit-Unternehmen an Bedeutung gewinnt. Für die Autoren bedarf es für das Wissensmanagement an den Universitäten eines speziellen Instrumentariums und in diesem Zusammenhang präsentieren sie die Wissensbilanz, „ein Instrument zur gezielten Darstellung und Entwicklung des immateriellen, nicht-monetären, wissensbasierten Vermögens einer Organisation“ (S.187).

Michael Zirkler widmet sich in seinem Beitrag dem Theorie-Praxis-Verhältnis angewandter Wissenschaften am Beispiel der Organisations- und Managementforschung. Mehr als die Grundlagenforschung ist die angewandte Forschung an die Kriterien der Nützlichkeit und der Praktikabilität gebunden und durch Forschungsgelder wesentlich von den Interessen von Industrie und Wirtschaft abhängig. Zirkler bietet einen Entwurf einer angewandten Forschung, „die zweifache Anschlüsse herstellt: Einerseits wird die Theorieentwicklung vorangetrieben, andererseits produziert sie Handlungsalternativen für die Praktikerinnen und Praktiker im Arbeitsalltag. Die eine Seite sichert die Anschlussfähigkeit an das System Wissenschaft, die andere an das der Praxis“ (S. 205).

Um Austausch und Kooperation handelt es sich auch im Beitrag von Elke Rathsfeld. Dabei geht es aber nicht um Kooperationen zwischen den Systemen Wissenschaft und Praxis, sondern um die zwischenmenschliche Kooperation in Online-Arbeitsgruppen. Die Autorin beschreibt eine explorative Feldstudie, in der sie der Frage nachging, ob computervermittelte Kommunikation, bei der „Gestik, Mimik und andere Merkmale der direkten Kommunikation fehlen“ (S. 213), einen defizitären Charakter aufweist oder ob sie hingegen als eine „vollständige und eigenständige Form der Kommunikation“ (S. 215) angesehen werden kann.

Zum Abschluss dieser Reihe informativer theoretischer sowie empirischer Arbeiten bietet Ewald Johannes Brunner „Einige Anmerkungen zum Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in Gesellschaft und Politik“. Dieser Transfer leidet an einer chronischen zeitlichen Verschiebung: Wissenschaftliche Erkenntnisse werden meist erst nach langen Zeiträumen in Gesellschaft und Politik umgesetzt. „Eine für Laien verständliche Kommunikationsform ist … eine notwendige, jedoch keine hinreichende Bedingung für die Verbesserung des Transfers.“ (S. 242). Wissenschaftliche Erkenntnisse, so Brunner, lassen sich nicht einfach wie Postpakete weitergeben, die EmpfängerInnen müssen ja bereit sein, die Sendung anzunehmen. Aus der Sicht der Selbstorganisationstheorie ist die Übernahme wissenschaftlicher Erkenntnisse in das Bewusstsein der Öffentlichkeit nur möglich, wenn das Auftreten von Fluktuationen, z.B. durch politische Debatten, zu einem instabilen Zustand führt, der die Bildung neuer Ordnungsmuster ermöglicht. Die Thematik wird in diesem Beitrag am Beispiel des wachsenden Umweltbewusstseins und am Beispiel der zähflüssig in die Schulpraxis übernommenen Erkenntnis vertieft, wie wichtig es wäre, das selbsttätige Lernen im Unterricht zu fördern. Somit schliesst das Buch mit der für jede Wissenschaft wesentlichen und in mehreren Beiträgen erwähnten Frage der Umsetzung der gewonnenen Erkenntnisse durch eine funktionale Interaktion mit den das Wissenschaftssystem umgebenden Systemen.





Eine weitere Rezension von Matthias Ochs für www.systemisch-forschen.de





Verlagsinformation:

Der vorliegende Band stellt eine Reihe von Beiträgen vor, die auf der Herbstakademie „Selbstorganisation von Wissenschaft“ im Oktober 2010 an der Universität Jena von Vertretern verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen präsentiert wurden. Im Mittelpunkt steht die Frage, inwiefern sich Wissenschaft generell als selbstorganisierendes System beschreiben lässt und welche Vorteile eine solche Beschreibung für das Verständnis und die Weiterentwicklung von Wissenschaftsprozessen bietet. Ziel dabei ist, die Ausdifferenzierung von Wissenschaftsdisziplinen und die Eigendynamiken im Wissenschaftsbetrieb zu beleuchten. Der Band gliedert sich in zwei Teile: Während die Texte im ersten Teil stärker an der Frage nach der prinzipiellen Möglichkeit einer Beschreibung von Wissenschaft und ihrer Entwicklungs- und Differenzierungsprozesse mit Hilfe des Selbstorganisationsmodells orientiert sind, verdeutlichen die Beiträge im zweiten Teil des Bandes die Fruchtbarkeit eines solchen Ansatzes, indem sie die Selbstorganisation von Wissenschaft als Paradigma voraussetzen und auf dieser Grundlage wissenschaftspraktische Fragen erörtern.


Inhalt:

Haken, Hermann: Vorwort. S. 5-6.
Brunner, Ewald Johannes, Wolfgang Tschacher & Karsten Kenklies: Einführung der Herausgeber. S. 7-10.
Kriz, Jürgen: Das System Wissenschaft aus Sicht synergetischer Selbstorganisationstheorie. S. 11-33.
Küppers, Bernd-Olaf: Die Strukturwissenschaften als Bindeglied zwischen Natur- und Geisteswissenschaften. S. 35-54.
Tschacher, Wolfgang, Jeannette Bischkopf & Martin Tröndle: Zwei Kulturen des Wissenschaftssystems? Betrachtungen aus dem Kunstprojekt eMotion. S. 55-73.
Artmann, Stefan: Strukturwissenschaften als Instrumente der Selbstorganisation des Wissenschaftssystems. S. 75-101.
Breidbach, Olaf: Hirn-Evolution und Geistgeschichte — Anmerkung zur Genese neuroanthropologischer Vorstellungsmuster. S. 103-121.
Krohn, Wolfgang: Die Selbstorganisation der Wissenschaft zwischen Forschungsdynamik und Institutionenstruktur — ein qualitatives Modell. S. 123-152.
Kosellek, Tobias: Identität von Wissenschaft — systemtheoretisch gesehen. S. 153-166.
Dicke, Klaus: Akkreditierung und Hochschulrat. Zwei Beispiele veränderter Bedingungen universitärer Selbstorganisation. S. 167-177.
Liening, Andreas & Ewald Mittelstadt: Innovative Instrumente zur anreizkompatiblen Selbstorganisation von Wissenschaft — Die Wissensbilanzierung. S. 179-197.
Zirkler, Michael: Wissenschaft als relationale Konfiguration. Entwurf einer „angewandten“ Organisations- und Managementforschung als Co-Operation mit der Praxis. S. 199-210.
Rathsfeld, Elke: Kooperation in online-Arbeitsgruppen — Eine explorative Feldstudie im Kontext der universitären Ausbildung. S. 211-240.
Brunner, Ewald Johannes: Einige Anmerkungen zum Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in Gesellschaft und Politik aus der Perspektive der Selbstorganisationstheorie. S. 241-249.


Über die Herausgeber:

Prof. Dr. em Ewald Johannes Brunner: Emeritius des Lehrstuhls für Pädagogische Psychologie am Institut für Erziehungswissenschaft der Friedrich-Schiller-Universität Jena, mit besonderem Interesse an der systemtheoretisch orientierten Beforschung von Familie, Schule und anderen sozialen Einrichtungen.
Prof. Dr. Wolfgang Tschacher: Assoziierter Professor an der Universität Bern und Leiter der Abteilung für Psychotherapie an der Universitätsklinik für Psychiatrie. Seine Forschungsgebiete sind Psychotherapie und Psychopathologie, insbesondere unter kognitionswissenschaftlicher und systemtheoretischer Perspektive.
Jun.-Prof. Dr. Karsten Kenklies: Junior-Professor für Vergleichende Pädagogik am Institut für Bildung und Kultur der Friedrich-Schiller-Universität Jena.



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