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Neuvorstellung zur Übersicht
24.08.2008
Albrecht Boeckh: Methodenintegrative Supervision. Ein Leitfaden für Ausbildung und Praxis
Boeckh Methodenintegrative Supervision Klett-Cotta, Stuttgart 2008

288 S., broschiert

ISBN-10: 3608890637
ISBN-13: 978-3608890631
Klett-Cotta-Verlag





Heidi Neumann-Wirsig, Mannheim:

Zugegeben, ich habe das Buch von Albrecht Boeckh, Methodenintegrative Supervision kritisch gelesen! Aber, da es für Ausbilder in Supervision geschrieben ist, ich also eine Adressaten bin, setzt sich der Autor auch speziell dieser Leserperspektive aus. So konzentrierte ich meine Aufmerksamkeit auf folgende Kriterien:
  • Welche Neuigkeiten hält das Buch für mich als Ausbilderin bereit?
  • Inwieweit kann ich Inhalte des Buches für das Lehren und Lernen von Supervision nutzen?
  • Finde ich neue Zusammenhänge von (auch) bekannten Sachverhalten?
  • Was versteht der Autor unter „methodenintegrativ“?
  • Wem würde ich das Buch empfehlen, wem abraten?
Nun sollte ich vielleicht erwähnen, dass ich seit mehr als 25 Jahren Supervisoren ausbilde, als Lehrsupervisiorin, Dozentin in anderen Ausbildungsgängen, vormals an einer Fachhochschule, am eigenen und einem befreundeten Institut. Ich glaube, etwas vom Fach zu verstehen.
Das Buch gliedert sich in 4 große Kapitel: 1. Grundlagen der Supervision, 2. Organisation-Team-Konflikt, 3. Im Zentrum steht die Beziehung und 4. Spezielle Methoden aus psychotherapeutischen Verfahren und ihre Integration in die Supervision.
Bereits im 1. Kapitel Grundlagen der Supervision, 1.1 Formen der Supervision, stolpere ich über die Definition von Einzelsupervision: ..“ist... Fallsupervision für Therapeuten und Berater,...oder jemand steckt in beruflichen Situationen in Schwierigkeiten, dann ist es aber Coaching.“ Was ist mit den Erzieherinnen in päda. Einrichtung, Kindertagesstätten, den Krankenschwestern, Altenpflegern, Lehrern und, mal ganz abgesehen von Mitarbeitern sogen. Profitorganisationen. Unter Coaching lese ich dann noch eine andere Definition (Coaching) „...dient Spitzensportlern bzw. Führungskräften zur Verbesserung ihrer beruflichen Leistungen und ihrer Position im Unternehmen.“ Was ist nun was?
An mehreren Stellen des Buches ist es dem Autor wichtig zu betonen, dass Supervision keine Therapie der Therapeuten ist, „sondern schafft mit einer Palette von Methoden die Möglichkeit, Probleme mit Klienten oder im Team genauer anzusehen und womöglich zu verändern.“ (S.12) Schließlich finde ich im 1. Kapitel keine klare Definition von Supervision, stattdessen Facetten davon. Dabei gibt es grundlegende und auf Konsens beruhende Definitionen von Supervision (siehe u.a. div. DGSv-Publikationen und die einschlägige Fachliteratur). Kann ein Buch, das ein Leitfaden für die Ausbildung sein möchte, ohne Definition von Supervision auskommen, frage ich mich?
Im zweiten Kapitel gefällt mir der Teil, der sich mit Organisationen befasst (S. 48 bis 65). Er enthält zwar nichts Neues, ist aber gut lesbar geschrieben.
Unter der Überschrift „Gruppe und Team“ beschreibt der Autor Merkmale, Typen, Modelle und Strukturen von Gruppen, aber nichts zu Team (S. 67 – 77). Es gibt keine Beschreibung darüber, was ein Team aus der Sicht des Autors ausmacht. Team- und Organisationsentwicklung werden auf zwei Seiten abgehandelt (S. 77, 78). Dafür beschreibt der Autor auf 26 Seiten seine Ideen zur Konfliktbearbeitung in der Supervision.
Ein wichtiger Teil des Buches bildet offensichtlich das 3. Kapitel „Im Zentrum steht die Beziehung“, in dem der Autor seinen Ansatz einer integrativen Theorie der Supervision auf der Basis der dialogischen Struktur des Selbst darlegt. Mir erschließt sich nicht wie dieser Ansatz den Anforderungen, die der Autor an eine allgemeine Theorie der Supervision stellt, entspricht. Z. B. argumentiert der Autor, dass sich die Notwendigkeit von Supervision aus der „notwendigen“ Verstrickung des Supervisanden mit seinem Klienten ergibt. Diese Verstrickung entsteht durch den intensiven Kontakt des Supervisanden mit seinem Klienten. Die Verstrickung ist das Ergebnis der dialogischen Struktur des Selbst. Um sich aus der Verstrickung zu lösen hilft es, dass der Supervisand in die Rolle seines Klienten schlüpft (S. 106 – 120).
Im vierten Kapitel werden Psychoanalytische Konzepte, Systemische Supervision, Gestalttherapeutische Methoden, Emotion Focused Therapie, Psychodrama und Transaktionsanalyse beschrieben, nebeneinander gestellt und Anwendungsmöglichkeiten in der Supervision dargestellt.
Während der Lektüre des gesamten Buches beschleicht mich immer wieder das Gefühl, dass die Aussagen irgendwie knapp daneben liegen? Kommt das daher, dass der Autor über alle Kapitel hinweg Aussagen trifft, die höchstens zum Teil richtig sind wie z.B. „In den allermeisten Fällen lautete der Supervisionsauftrag, Fallsupervision durchzuführen.“ (S. 48) oder „.. nur wenige Teams leisten sich Teamsupervision.“ (S. 72) oder „Konflikte sind das tägliche Brot der Supervision.“ (S 79) oder „Supervision befasst sich im Prinzip mit den Problemen Abwesender.“ (S 117). Zu diesen Behauptungen fällt mir ein klares „Nein“ ein. Bestenfalls kann ich sie als Spiegel der eigenen Praxis des Autors verstehen; mit meinen Erfahrungen stimmen die Aussagen nicht überein.
Wirklich beeindruckend an diesem Buch finde ich, wie konsequent der Autor die Geschichte der Supervision falsch darstellt und, bis auf wenige Ausnahmen, die gesamte Supervisionsliteratur unberücksichtigt lässt. Und dass für die Entwicklung der Supervision in Deutschland so wichtige Meilensteine wie die Gründung der DGSv unerwähnt bleiben, verwundert mich.
Wem würde ich das Buch also empfehlen? Als Leitfaden für die Ausbildung ist es ungeeignet. Neues enthält es nicht, neue Zusammenhänge konnte ich nicht entdecken, das Konzept des Autors ist mir nicht klar geworden. Positiv ist zu erwähnen, dass sich das Buch leicht liest.
Bleibt die Frage, wem würde ich das Buch empfehlen?





Zum ausführlichenInhaltsverzeichnis als PDF


Eine weitere (und diesmal positivere) Rezension von Peter Schröder für socialnet.de





Verlagsinformation:


Supervision unterstützt Helfer darin, ihren professionellen Blick zu wahren und die Qualität ihrer Arbeit zu verbessern. Wer in seinem Beruf ständig mit Menschen zu tun hat, die sich in schwierigen Lebenssituationen befinden, wird sich nicht immer der Gefahr einer Verstrickung entziehen können und ist deshalb auf das Korrektiv der Supervision angewiesen. Unter den zahlreichen Ansätzen zur Formulierung von Supervisionskonzepten zeichnet sich dieses Buch aus durch: - einen neuen theoretisch fundierten, konsequent methodenintegrativen Zugang, in dem sich Supervisionsansätze aus allen maßgeblichen psychotherapeutischen Schulen wiederfinden können, - die konsequente Verbindung der Ebenen Person-Beziehung-Gruppe-Organisation, - die systematische Darstellung konkreter Supervisionsabläufe, - zahlreiche praktische Hinweise zur Bearbeitung von Supervisionsanliegen. Sowohl Supervisionsausbilder als auch ihre Klienten – Psychologische Berater, Psychotherapeuten und Sozialarbeiter – finden hier einen theoretisch durchdachten und praktisch erprobten Leitfaden aus der Hand eines in Supervision und Ausbildung sehr erfahrenen Autors: damit die Freude am Helfen und die Qualität der Arbeit erhalten bleiben. .


Über den Autor:

Albrecht Boeckh, Dr., Diplomsoziologe, Gestalttherapeut (DVG) und Supervisor (DGSv), arbeitet seit 1985 in eigener Psychotherapie- und Supervisionspraxis; er ist Lehrtherapeut für verschiedene Gestalttherapie-Institute und Dozent am Gestalt Institut Hamburg. Seit 1994 ist er Leiter einer dreijährigen Supervisionsausbildung beim WiT (WissensTransfer Uni Tübingen).





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