Start
Bücher
Neuvorstellungen
kurz vorgestellt
Klassiker
Vorabdrucke
Zeitschriften
Familiendynamik
Konfliktdynamik
Journ. of Fam.Ther.
Family Process
Kontext
OSC
perspekt. mediation
Psychoth. im Dialog
Psychother.Soz.Wiss.
rpm
Soziale Systeme
systeme
System Familie
systhema
ZSTB
Links
Beiträge
Feldpost
Salon
Interviews
Nachrufe
Glossen
Luhmann-Special
Kongressgeschichten
"Das erste Mal"
Begegnungen
Blinde Flecke
Mauerfall 1989
Von Klienten lernen
Bibliothek
edition ferkel
Berichte
Nachrichten
Kalender
Newsletter
Konzept
Institute
Info
Autoren
Kontakt
Impressum
Druckversion Druckversion
Copyright © 2013
levold system design
Alle Rechte vorbehalten.
systemagazin logo
Veranstaltungsbericht zur Berichtsübersicht
13.10.2012
Familienrat/Familien-Netzwerk-Konferenz vom 4.-5.10.2012 in Dresden

Andreas Hampe-Grosser, Berlin:

Am 04./05.10.2012 fand das 6. deutschsprachige Netzwerktreffen zu - Familienrat / Familien-Netzwerk-Konferenz / Family Group Conference (FGC) im Kulturrathaus der Stadt Dresden statt. Teilgenommen haben über 120 Teilnehmer/-innen aus dem Bundesgebiet. Vertreten waren Kollegen/-innen u.a. aus Dresden, Leipzig, Chemnitz, Nordfriesland, Hamburg, Mannheim, Berlin, Frankfurt/Main, Stuttgart, Coburg, Fulda, Karlsruhe, Dortmund, Holzminden, Tübingen, Reutlingen, Mainz, Lübeck, Kassel, Celle, Flensburg, Husum und weiteren anderen deutschen Städten und Gemeinden, sowie aus Bern, Graz und Wien.

Das Netzwerktreffen bietet den deutschsprachigen Praktiker/innen jährlich die Gelegenheit zum Austausch über gesammelte praktische Erfahrungen und die Weiterentwicklung des Familienrates in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Nach der Eröffnung durch den Sozialbürgermeister der Stadt Dresden, Herrn Martin Seidel, folgte eine Podiumsdiskussion mit Vertretern aus Politik und Verwaltung, unter der kompetenten  und charmanten Moderation von Frau Martina de Maiziere. Der Diskussion stellten sich Herr Claus Lippmann (Jugendamtsleiter Stadt Dresden), Frau Sina Adamy (Familienrat Projektleitung JaKuS e.V.), Dr. Rüdiger Söhnen (Familienrichter a.D.), Jens Hoffsommer (Jugendhilfeausschuß Stradt Dresden), Frau Eva Preußer-Hitzing (ASD Stadt Dresden), Frau Dr. Katrin Merker (Geschäftsführerin KINDERLAND-Sachsen e.V.), Frau Annet Kupfer (TU Dresden), Frau Kathy Weinhold (TU Dresden) sowie Herr Andreas Hampe-Grosser (Regionalleiter Jugendamt Berlin-Mitte).

Frau de Maiziere führte die Podiumsteilnehmer/innen neugierig und gekonnt und beleuchtete sowohl die Aufstellung des Familienrates in der Stadt Dresden als auch überörtliche Erfahrungen mit dem Verfahren und der Thematik, z.B. Netzwerkbildung, an sich.

„Die Bedeutung sozialer Einflussfaktoren auf Zustandekommen, Verlauf und Wirkung sozialpädagogischer und psychosozialer Beratung“ waren das Thema des Fachvortrages, der den Nachmittag eröffnete. Frau Annett Kupfer und Frau Kathy Weinhold referierten zu ihrer Studie über soziale Einflüsse auf Beratungsklienten, in der sie die Bedeutung einerseits von Berater/innen und andererseits der sozialen Netzwerken auf Ratsuchende beleuchteten. Ihre Studie basiert auf Befragungen von 40 Berater/innen und 72 Beratungsklienten. Das Fazit bot, wie so oft in der Sozialforschung, keine unerwarteten Überraschungen, sondern die Bestätigung der alltäglichen Wahrnehmungen: Soziale Einflüsse spielen eine wichtige Rolle für das Zustandekommen von Lösungsprozessen, gleichwohl ist der Einfluss von Berater/innen auf Problembewältigungen sehr hoch. Das zu gestaltende Setting zwischen professionellen und lebensweltlichen Beteiligten bestimmt maßgeblich den Beratungserfolg.  Nähere Informationen über Annett.Kupfer@tu-dresden.de.

In der Verbindung  zum Thema Familienrat macht dies deutlich, wie notwendig die kluge Kombination lebensweltlicher Ressourcen und professioneller Hilfen ist.

Prof. Ute Straub berichtete anschließend vom Europäischen Netzwerktreffen zu Family Group Conference 2011 in Utrecht und bot einen Überblick über die geplanten strukturellen Veränderungen in der internationalen Netzwerkarbeit für das bevorstehende Europäische Meeting in Sofia. Im deutschsprachigen Raum ist Familienrat ähnlich wie in Russland, der Slowakei oder Polen noch in der Anfangsphase seiner Entwicklung. Die skandinavischen Länder Norwegen, Finnland, Dänemark, Schweden oder die Länder England, Wales, Schottland, Belgien, Holland haben mehrjährige Erfahrungen in der Organisation von FGC und sind in der politischen und juristischen Auseinandersetzung bereits soweit vorangeschritten, dass FGC als Merkmal für die jeweilige Rechtssprechung diskutiert werden. Beim  „Europäischen Netzwerktreffen" in Utrecht (Niederlande) im Oktober 2011 wurde u.a. darüber informiert, dass Family Group Conference in der Kommentierung zu Artikel 19 der UN Kinderrechtskonventionen aufgenommen wurde.
Im zweiten Teil des Nachmittags bot das Netzwerktreffen den Teilnehmern/innen die Möglichkeit einen Überblick über die Entwicklung von Family Group Conference/Familienrat in den jeweiligen deutschsprachigen Regionen zusammenzutragen.

So erfolgten Kurzberichte aus den Regionen: Süd-Ost (z.B. Augsburg, Bamberg, etc.), Süd-West (Stuttgart etc.), Mitte (z.B. Main-Taunus-Kreis etc.), Nord-Ost (z.B. Berlin, Dresden, etc.), Nord-West (Köln etc.) und Nord (z.B. Nordfriesland, Hamburg, Bremen usw) sowie aus der Schweiz und Österreich.

Unter den Überschriften 1) Darauf sind wir stolz, 2) Das hat uns geholfen und 3) Das ist unser Ziel fürs nächste Jahr, fokussierten Vertreter/innen der o.g. Regionen die Entwicklung des Verfahrens. Insgesamt hat sich die Anwendung des Verfahrens in Deutschland im vergangenen Jahr sowohl räumlich als auch thematisch weiter verbreitet, neben dem klassischen Themenbereich der Kinder- und Jugendhilfe, insbesondere des Kinderschutzes, werden Familienräte inzwischen auch  in der Altenhilfe, im Pflegebereich, im Straffälligenbreich oder gar als Dorfräte durchgeführt.

Nach wie vor bestehen Unterschiede. So ist die organisatorische Verortung von Koordinatoren/-innen und deren Berufshintergrund unterschiedlich: Fachkräfte freier Träger, Fachkräfte aus dem Jugendamt, die nicht fallzuständig sind oder geschulte Bürger/-innen in Honorartätigkeit. Unterschiedlich sind auch die Finanzierungsgrundlagen. Allerdings gibt es klare gemeinsame Vorgaben, wie zum Beispiel, die Neutralität der Familienratskoordination, dass die „Private Familienzeit“ unabdingbar ist, dass die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen nachdrücklich berücksichtigt werden müssen und dass ausreichend Zeit zur Vorbereitung zur Verfügung stehen muss. Aktuell zeigen sich folgende Faktoren für die erfolgreiche Einführung von Familienrat  als grundlegend, bzw. ihr Fehlen als grundlegendes Hindernis: Familienrats - Know How bei allen Beteiligten, Sicherheit in der jeweiligen Rolle und Kooperationsvereinbarung zwischen den vermittelnden Fachkräften und der Koordination von Familienrat vor Ort. Offenheit für das Verfahren und Neugier bei den vermittelnden und beteiligten Fachkräften. Ein klarer Auftrag der jeweiligen Leitungsebene Familienrat durchzuführen und die Rückendeckung und Unterstützung der Fachkräfte bei der Erprobung. Hier können sich ganz unterschiedliche Strategien als hilfreich erweisen: Familienrat im Leistungsbonuns, als Vorgabe des Angebotes an die Familien im Vorfeld von HzE, als Angebot zu selbstgewählten Schwerpunktthemen u.ä.m.

Die praktischen Erfahrungen, seit nun bereits sechs Jahren im deutschsprachigen Raum zeigen, dass Familienrat einen wertvollen und notwendigen Beitrag zur gelingenden Zusammenarbeit zwischen Familie, Lebenswelt und staatlichen/professionellen Hilfen bietet. Dabei wird aus den Berichten aller Praktiker/innen deutlich, dass nicht nur vollständig durchgeführte Familienräte mit tollen Plänen einen Gewinn für das jeweilige Kind darstellen, sondern bereits das Angebot eines Familienrates die Zusammenarbeit zwischen Familie und professionellen Helfen günstig beeinflusst.

Die Frage im siebten Jahr lautet: Wie kann Familienrat einen Platz im Arbeitsalltag der sozialen Dienste erobern? Wie kann seine strukturelle Verankerung gelingen? Die praktischen Erfahrungen in den Regionen ähneln sich hier sehr stark und sind somit eher unabhängig von der jeweils unterschiedlichen organisatorischen Umsetzung von Familienrat: Die extrem angespannten Arbeitsbedingungen der Fachkräfte in den Jugendämtern, sowie die Sorge um Kindeswohlgefährdungen lassen den meisten Mitarbeiter/innen kaum die Möglichkeit  und/oder den Mut ein neues Verfahren wie Familienrat an zu bieten und Familien auf diesem Weg auch in der Zusammenarbeit zu fordern. Das Verfahren an sich wird dabei nicht in Frage gestellt, es wurde ja gerade wegen seines Potentials den Kinderschutz unter Einbeziehung der Ressourcen des Umfeldes effektiver zu gestalten erfunden und der Nutzen ist ausreichend evaluiert. Es liegt auch nicht an der Spezies „Sozialarbeiter/in u.ä., denn ähnliche durchwachsene Erfahrungen wurden auch aus dem Schulkontext geschildert. Auch an den Werten und Haltungen in der sozialen Arbeit kann es nicht liegen, die Definition von Sozialarbeit, ihre gesetzlichen Grundlagen, die grundlegenden Haltungen in allen namhaften Weiterbildungen unterscheiden sich nicht von denen des Familienrates: Hilfe zur Selbsthilfe, Menschen als Experten für ihr Leben, Vorrang lebensweltlicher Hilfen, Lösungsabstinez usw. Vielleicht bietet die Frage nach der Dynamik von Veränderungsprozessen oder die Lerntheorie hier eine Erklärung, dem muss an anderer Stelle nachgegangen werden. Als Praktiker/in des Familienrates ist Langmut, Geduld, gegenseitige Unterstützung und Humor erforderlich, um immer wieder die Koalition der Veränderungswilligen zu suchen, den Kreis zu erweitern, um gute Lösungen für die bestehenden Schwierigkeiten zu finden. Auf diesem Feld haben die Familienrats-Aktiven im deutschsprachigen Raum  in den letzten sechs Jahren viele Kompetenzen erworben und  das Netzwerktreffen leistet hierbei einen wichtigen Beitrag
Den Abschluss des 1. Tages bildete ein gemeinsames Abendessen im Pulverturm, Nahe der Frauenkirche.

Im Mittelpunkt des zweiten Tages des Netzwerktreffens stand der fachliche Austausch zu verschiedenen Themen:

1. Familienrat im familiengerichtlichen Verfahren, 2. Bürger/innen in der Familienrats-Koordination - der kleine Unterschied, 3. "Quo vadis" - Strategien, Ideen, Diskussion, 4. "Präventiv und kreativ" Familienräte an Schulen und in Kitas, 5. Grenzen des Familienrates - gibt es sie oder nicht und was macht das mit uns?, 6. Einsteigerseminar; Empowerment

Im Plenum wurde aus den Workshops von den Diskussionen berichtet.

Strategische Planungen:
  • Lokale Mitstreiter als Multiplikatoren gewinnen
  • breit gestreute Öffentlichkeitsarbeit
  • Familienrat und Kinderschutz verstärkt zusammen denken
  • Familienrat als Element der Zivilgesellschaft promoten
  • Die einzelnen Akteure gut ausstatten
  • Zusammenarbeit mit den Fachhochschulen intensivieren
  • Passung des Arbeitstitels in 2013 diskutieren
u.a.


Das nächste bundesweite Familienrat/FGC-Netzwerktreffen findet im Herbst 2013 in Celle statt.  


Neuerscheinungen:

Imagefilm, Der Familienrat auf you tube,
http://www.youtube.com/watch?v=zaIfG1wugHs

Buch, The Quiet revolution, Aggrandising people power by Family Group Conferences: http://www.swppublishing.com/book/850255/the-quiet-revolution/#.UHMHTU0xorW



Suche
Heute ist der
Aktuelle Nachrichten
15.06.2014
Die Systemische Gesellschaft sucht zum 1. Januar 2015 neue Geschäftsführung
10.04.2014
W 3 Endowed Professorship for Systemic Family Therapy in Freiburg
08.04.2014
Gesundheitsausgaben 2012 übersteigen 300 Milliarden Euro
28.01.2014
Fast jede zweite neue Frührente psychisch bedingt
17.12.2013
Diagnose Alkoholmissbrauch: 2012 wieder mehr Kinder und Jugendliche stationär behandelt

Besuche seit dem 27.1.2005:

Counter