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Veranstaltungsbericht zur Berichtsübersicht
03.07.2007
Wiesloch, 21.-22.6.2007: "Gehirn & Organisation – Betrachtungsweisen im Dialog"
Tagungsfoto Forum Humanum











von links nach rechts: Gerald Hüther, Franz Inderst, Bernd Schmid, Harald Welzer


Markus Schwemmle, München: Emotionen lassen uns entscheiden – Gehirn & Organisation im Dialog

Nun ist die Dialogtagung „Gehirn & Organisation – Betrachtungsweisen im Dialog“ schon einige Tage vorüber und trotzdem ist sie ganz gegenwärtig. Vielleicht hat dies mit den Referenten der gut organisierten Auftaktveranstaltung und dem vorab gestarteten Dialog im Internet zu tun?
Das forum humanum wurde als ein nicht kommerziell motiviertes Bündnis zur Neubelebung von Kreativität und Gestaltungskraft in menschengerechten Organisationen im Januar 2004 gegründet. Mitwirkende sind erfahrene Wissenschaftler und Praktiker, die sich nun das erste Mal im Dialog der Betrachtungsweisen von Gehirn und Organisation mit wesentlichen Themen öffentlich auseinander setzten.
Die Tagung begann am Donnerstag, den 21. Juni, im Ausbildungszentrum der Heidelberger Druckmaschinen mit Begrüßung durch Dr. Franz Inderst, der die Tagung souverän moderierte. Dann folgte eine Begrüßung durch Dr. Hohr, der als Leiter der Personalentwicklung der Heidelberger Druckmaschinen als Gastgeber mitwirkte. In seiner Einleitung zur Tagung konnte er einige Schlaglichter auf die heutigen Herausforderungen und die Organisationen der Zukunft werfen. Ein besonderes Merkmal dieser Zukunft ist die weiter steigende Vernetzung und Flexibilität von Organisationen um dem steigenden Wettbewerbsdruck in einer fortschreitenden Globalisierung stand halten zu können.
Dr. Bernd Schmid erläuterte Prozess und Sinn der Gründung des forum humanum und leitete zu inhaltlichen Perspektiven der Tagung über. Er führte aus, warum es lohnend sein kann, zwei so komplexe Organismen wie Organisationen und Gehirne zu vergleichen. Als Gründungsmitglied des forum humanum hatte er den wesentlichen Impuls zur Starttagung gegeben und zusammen mit dem ISB-Team die inhaltliche wie organisatorische Patenschaft übernommen.
Im Vortrag des späten Nachmittages konnte Prof. Harald Welzer seine Forschungsergebnisse zu Gehirn und Gedächtnis präsentieren. Die Quintessenz seiner Arbeit: „Gehirne sind darauf ausgerichtet, mit anderen Gehirnen zu kooperieren.“ D.h. dass sich Gehirne in sozialen Netzwerken entwickeln und die Gehirnentwicklung offenbar auch erfahrungsabhängig stattfindet. Wie tröstlich, dass die Plastizität (Entwicklungs- und Lernfähigkeit) des Gehirns über die gesamte Lebensspanne eines Menschen vorhanden ist.
Der Abend stand ganz im Zeichen des persönlichen Dialoges und der Vernetzung. Möglich wurde dies durch ein Abendessen in der Werkshalle des Ausbildungszentrums. In dem besonderen Ambiente zwischen Werkbänken und Schraubstöcken war ein angeregter Austausch möglich.
Der zweite Tag der Dialogtagung wurde eingeleitet durch einen emotional sehr berührenden Vortrag von Prof. Gerald Hüther. Er konnte aufzeigen, mit welchen Gaben wir durch unser Gehirn ausgestattet sind. Er wies darauf hin, wie wichtig Emotionen z.B. bei der Bewertung von Sachverhalten und der Entscheidungsfindung sind und wie wenig wir doch heute auf diese Fähigkeiten aktiv zurückgreifen. Er bestätigte, dass das Gehirn ein soziales Konstrukt ist, verbunden mit dem natürlichen Bedürfnis über sich hinauszuwachsen und gleichzeitig verbunden zu bleiben. Offenbar spielen frühkindliche Erfahrungen bis ins hohe Erwachsenenalter eine wichtige Rolle – und werden heute immer weniger in Organisationen erkannt und gestalterisch genutzt. Eine weitere wichtige Erkenntnis ist die Art und Weise, wie unser Gehirn offenbar mit erzielten Erfolgen umgeht: Es scheint sich daran zu gewöhnen und uns letztlich von dieser Art Erfolge zu erzielen abhängig zu machen. Zuletzt konnte Prof. Hüther zeigen, wie sich Betriebsklima (im Sinne von Kontext) auf unser Gehirn und die Informationsverarbeitung auswirkt. Die moderne Hirnforschung gibt Aufschluss darüber, dass beispielsweise unter zu großem Druck zunächst unser Frontalhirn ausfällt, das wesentlich für die Lösung von Problemen ist! Wie an diesen Beispielen erkennbar wird, werden diese Erkenntnisse noch viel zu wenig im Alltag moderner Unternehmensführung umgesetzt. Nicht zuletzt ist es Prof. Hüthers Verdienst auf diese Tatsachen hinzuweisen.
Im Folgevortrag von Dr. Jürgen Tenckhoff (Deutsche Telekom) wurde die Umsetzung dieser Erkenntnisse aus dem Blickwinkel eines Soziologen und praktisch tätigen Managers beleuchtet. Er konnte unmittelbar an die Auswirkungen von zu viel Druck anknüpfen indem er aufzeigte, unter welchem Mediendruck, Informations- und Innovationsdruck sowie Kommunikations- und Nachrichtendruck wir täglich stehen. In seinem Beitrag zeigte er, welchen Einfluss dies auf unsere Wertesysteme, Zielsysteme und die notwendigen Anpassungen in Organisationen hat. Aus seiner Sicht wird den Organisationen der Zukunft noch mehr Flexibilität bei erhöhter Produktivität abverlangt werden, die sich nur durch eine evolutionäre Anpassung erreichen lässt. Als eine Metapher für die Organisationsform der Zukunft nannte er die „Schwarmorganisation“, die hochflexibel Prinzipien und Gesetzmäßigkeiten folgt und eine neue Art der Steuerung benötigt.
Den Reigen der Vorträge konnte Dr. Gunther Schmidt beschließen mit seinem Vortrag über hypnotherapeutische Überlegungen zu Organisationen. Eine Quintessenz aus seiner Darbietung ist die Tatsache, dass Organisationen heute noch nicht in ausreichendem Maße die gewünschte Aufmerksamkeitsfokussierung auf wichtige Themen und Bereiche erzielen, sondern dies bisher eher zufällig geschieht. Damit wird Leistungsfähigkeit verschenkt, die man prinzipiell erzielen könnte, wenn man durch Aufmerksamkeitsfokussierung die unwillkürlichen Aktivitäten von Personen in Organisationen besser lenken würde.
Am Nachmittag bestand nun Gelegenheit zum persönlichen Dialog. Nach zweistündiger Arbeit konnten acht Kleingruppen ihre Ergebnisse präsentieren und damit den Dialog zwischen den Experten nochmals zur Abschlussdiskussion anregen.
Damit ist der Dialog jedoch nicht beendet. Die Tagungen verstehen sich als Möglichkeiten zum direkten persönlichen Austausch und als Impuls für neue Diskussionen sowie als Auftakt zur weiteren Zusammenarbeit im Netz. Jaakko Johannsen und Markus Schwemmle werden dort als Moderatoren die auf der Tagung ebenfalls präsentierte Internetplattform pflegen und den Gedankenaustausch weiter fördern.
Um auf die eingangs geäußerte Hypothese zurückzukommen: Vielleicht fällt die Erinnerung an die Tagung deswegen leicht, weil nicht nur viele Gedanken sondern auch Emotionen ausgetauscht wurden. Zum Abschluss der Veranstaltung wurden jedenfalls viele Stimmen hörbar, die ihre Lust zur Mitarbeit im forum humanum ausgedrückt hatten.



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