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Psychotherapie & Sozialwissenschaft Heft 2/2009
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1/2009 - 2/2009 - Übersicht
Hildenbrand, Bruno (2009): Editorial: Klinische Soziologie. In: Psychoth.Soz. 11 (2): S. 3-5.
abstract: Von einer Klinischen Soziologie ist die Rede, seit Louis Wirth einen entsprechenden Aufsatz im American Journal of Sociology 1931 veröffentlicht hat. Seither taucht dieser Begriff immer wieder einmal auf: bei Ulrich Oevermann und Bernd Dewe in den 1980er Jahren, bei Pierre Bourdieu in den 1990er Jahren. Die Klinische Soziologie stellt einen Spezialfall des Transfers soziologischen Wissens in die alltägliche Lebenspraxis dar. Die Spielräume dieses Transfers weisen eine große Bandbreite auf. Auf der einen Seite des Pols beobachten wir eine vollständige Distanz zu der Vorstellung, sozialwissenschaftliches Wissen könnte zu gesellschaftlichen oder individuellen Problemlösungen beitragen. Am anderen Pol finden wir die Klinische Soziologie. Sie wird verstanden als eine soziologische Perspektive, die nicht nur in einem engen Kontakt zur gesellschaftlichen Praxis steht (das kann auch bei der radikalen Gesellschaftskritik der Fall sein), sondern ihr auch zuarbeitet.
Hildenbrand, Bruno (2009): Die Stellung des Klinischen Soziologen zwischen Wissenschaft und Lebenspraxis. In: Psychoth.Soz. 11 (2): S. 7-26.
abstract: Auf einem Kontinuum zwischen Distanz in der Nähe zur gesellschaftlichen Praxis und Nähe zur gesellschaftlichen Praxis in der Distanz wird die Klinische Soziologie als eine Herangehensweise an den Transfer wissenschaftlichen Wissens in die gesellschaftliche Praxis bestimmt, welche dadurch gekennzeichnet ist, dass die (professionelle) Praxis selbst die Themen vorgibt, ohne dass die Klinische Soziologie dadurch ihre Distanz zur Praxis aufgibt. Unterschiedliche Ansätze der Klinischen Soziologie im engeren Sinne (Wirth, Bourdieu, Oevermann, Strauss) werden skizziert.
Hätscher, Johannes (2009): Die Tiefe Hirnstimulation in der Therapie des Morbus Parkinson als Gegenstand fallrekonstruktiver und identitätstheoretischer Forschung. In: Psychoth.Soz. 11 (2): S. 27-60.
abstract: Bei der Tiefen Hirnstimulation (THS) handelt es sich um eine potente Behandlungsmethode des fortgeschrittenen Stadiums der Parkinson-Krankheit. In neurologischen Studien ist in den letzten Jahren wiederholt auf psychosoziale Anpassungsstörungen hingewiesen worden, die in der postoperativen Phase auftreten können. Diese Dimension des neurochirurgischen Eingriffes wird unter Einnahme einer mikrosoziologischen Perspektive untersucht. Es wird rekonstruiert, welchen psychosozialen Herausforderungen eine von der Parkinsonkrankheit betroffene Partnerschaft oder Familie begegnet, in der ein Patient operiert wird. Überlegungen auf der Folie der Professionalisierungs- und Identitätstheorie ergänzen das Vorgehen. Kasuistiken illustrieren die Diskussion. Schließlich wird versucht aufzuzeigen, wo in Zukunft Chancen einer verstärkten Zusammenarbeit von Neurologie und klinischer Soziologie im Untersuchungsfeld bestehen.
Funcke, Dorett (2009): Der unsichtbare Dritte. Ein Beitrag zur psychohistorischen Dimension der Identitätsfindung am Beispiel der Spendersamenkinder. In: Psychoth.Soz. 11 (2): S. 61-98.
abstract: In dem Beitrag geht es um die erste Generation von heute erwachsenen Kindern, die in den 80er Jahren durch eine anonyme Samenspende gezeugt worden sind. Es wird anhand von drei Fallbeispielen gezeigt, dass ein technisch vermittelter Lebensanfang, ein Hervorgehen aus einem Erzeugungsakt hinter dem keine gemeinsame Lebenspraxis steht bzw. der auf keinem gemeinsamen Liebesverhältnis aufruht, den Identitätsbildungsprozess beeinträchtigt. Ein allgemeiner Schluss, der auf Grundlage der Erkenntnisse aus der Materialanalyse gezogen wird ist, ein Plädoyer für eine Familiensoziologie, die die Leiblichkeit als eine außerordentlich substanzielle Basis für familiale Beziehungen anerkennt.
Elstner, Anja & Bruno Hildenbrand (2009): Psychiatrische Soziologie als Klinische Soziologie. Ein Beitrag zur Professionalisierung in psychiatrischen Handlungsfeldern. In: Psychoth.Soz. 11 (2): S. 99-126.
abstract: Es gibt »gute organisatorische Gründe für schlechte Klinikakten« (Harold Garfinkel), und es gibt gute fachliche Gründe für gute Klinikakten. Einer davon wird in diesem Beitrag behandelt. Es wird ein Konzept vorgestellt, das dazu dient, das Erstellen von Klinikakten zum einen systematisch für Professionalisierungsprozesse in Kliniken oder allgemein in stationären Einrichtungen der Behandlung von Identität einzusetzen. Zum anderen soll es dazu dienen, in Einrichtungen, die nach dem Prinzip der therapeutischen Gemeinschaft arbeiten, die Verknüpfung von professionalisierungsbedürftigen Bereichen mit nicht professionalisierungsbedürftigen Bereichen zu leisten. Dieses Konzept dient uns als Exempel für die Tätigkeit Klinischer Soziologen.
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