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- Friday, August 14. 1953
Sunday, June 1. 2014
Die Theorie der Funktionssysteme ist ein zentraler Bestandteil der Luhmannschen Gesellschaftstheorie und genießt auch außerhalb der engeren systemtheoretischen Kreise Anerkennung. Nichtsdestoweniger handelt es sich um ein Feld, das theoretisch in keiner Weise erschöpft ist. Die Frage, was überhaupt ein Funktionssystem ausmacht, wie diese aufeinander einwirken, ob die Funktionssysteme tatsächlich parallel ihre Eigenlogiken prozessieren oder ob nicht doch bestimmte Systeme hegemonial oder zumindest dominant im Verhältnis zu anderen Systemen operieren, ist Gegenstand intensiver theoretischer Debatten. Steffen Roth, Professor für Management und Organisation an der ESC Rennes School of Business, hat im Internet einen Text veröffentlicht, in dem er "einen Beitrag zur Kanonisierung der Funktionssysteme" leisten möchte. Im abstract heißt es: „Funktionale Differenzierung gilt nicht nur als das zentrale Alleinstellungsmerkmal moderner Gesellschaften, sondern auch als eines der wenigen Felder wissenschaftlicher Ehre, auf denen die Systemtheorie Gäste empfängt und nicht auswärts spielt. Als gute Gastgeberin spielt die Theorie in Form dieses Beitrags mit der für die Sozialforschung nicht unerheblichen Frage, wie Funktionssysteme bestimmt werden können und was aktuell als Kanon der Funktionssysteme gelten kann. Der Beitrag geht zunächst knapp auf jene Systeme ein, die weitgehend unangefochten als Funktionssysteme betrachtet werden. Im nächsten Schritt diskutiert er mögliche Kriterien für den Funktionssystemstatus und entwickelt entlang der Konzepte Reflexion, Leistung und Funktion einen Vorschlag zur Unterscheidung von Nicht- /Funktionssystemen. Auf dieser Grundlage diskutiert er, welche Funktionssystem-Kandidaten sich qualifizieren können und arbeitet so den Kanon der Funktionssysteme heraus. Der Soziologie eröffnet sich schliesslich die Aussicht auf eine systematisch betriebene interfunktional vergleichende Sozialforschung.“ Zum vollständigen Text geht es hier…
Thursday, May 29. 2014

Gelegentlich wird das 2012 im Carl-Auer-Verlag erschienene „Lexikon des systemischen Arbeitens“ (herausgegeben von Jan V. Wirth und Heiko Kleve) um Online-Artikel erweitert, die kostenlos zugänglich sind. Aktuell hat der Verlag einen Zusatzartikel zum Stichwort „Konstruktivismus“ als PDF online gestellt, der eigentlich auch „Konstruktivismen“ heißen könnte, sind doch schließlich eine ganze Reihe unterschiedlicher Spielarten des Begriffs hier vereint. Bernhard Pörksen, einer der versiertesten Kenner der konstruktivistischen Literatur, hat den Artikel verfasst, den Sie hier lesen können…
Wednesday, May 28. 2014
Burnout ist heute in aller Munde: als spätmoderne „Erschöpfungskrankheit“, die einerseits das Ausmaß der Belastung zum Ausdruck bringt, der heute viele Menschen in ihrer Arbeits- und Lebenswelt ausgesetzt sind, gleichzeitig aber auch - im Unterschied zur Depression - von dem Übermaß an Engagement und Einsatz derselben kündet. Vor dem ersten Weltkrieg hatte der Begriff der Neurasthenie eine ähnliche Ausstrahlungskraft, die Sanatorien und „Heilstätten“ waren das, was heute die Burnout-Kliniken sind. Auf jeden Fall haben wir es hier mit gesellschaftlichen Phänomenen zu tun, die über die klinische Beurteilung des Einzelfalls hinausreichen. Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe sehr lesenswerter Arbeiten zu diesem Themenkomplex, z.B. die des Historikers Joachim Radkaus („Das Zeitalter der Nervosität“), die u.a. mithilfe der Analyse von Krankenakten aus der Zeit vor dem ersten Weltkrieg eine eindrucksvolle Zeitdiagnose erstellt, oder aktuell die Arbeiten von Bröckling und Ehrenberg zum "Unternehmerischen Selbst" bzw. zum "Erschöpften Selbst". Es bietet sich also an, einen genaueren begriffsgeschichtlichen Blick auf die mit diesen Themen verbundene Semantik zu werfen. Das Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin gibt eine online-Zeitschrift heraus, das "Forum Interdisziplinäre Begriffsgeschichte", in dem Sarah Bernhardt einen Aufsatz über "Neurasthenie und Burnout - Zwei Erscheinungsformen moderner Erschöpfung" veröffentlicht hat, eine Vorstudie zu ihrer Dissertation, wie sie zum Ende ihres Artikels bemerkt. Sie schreibt: "Die offensichtlichen Ähnlichkeiten zwischen Neurasthenie und Burnout dürfen den wissenschaftlichen Blick jedoch nicht dazu verleiten, vorschnell von einer substantiellen Identität auszugehen. Es ist keineswegs gleichgültig, unter welchem Namen ein Leiden amtiert. Vielmehr gehe ich davon aus, dass die Etablierung eines neuen Begriffs ein Ereignis ist, dass genauer in den Blick genommen zu werden verdient, weil es auf eine veränderte Problemlage hinweist. Die Frage lautet also, wie genau sich das Verhältnis zwischen Neurasthenie und Burnout darstellt, was diese beiden Begriffe trennt und verbindet, welche semantischen Bedeutungsebenen sich in ihnen jeweils abgelagert haben und welche Rückschlüsse sich aus der Untersuchung dieser Bedeutungsschichten für das Verständnis unserer Gegenwart möglicherweise ziehen lassen. Der erste Schritt einer solchen Fragestellung muss immer darin bestehen, die Phänomene gegeneinander zu legen und sie auf ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede hin zu untersuchen, um auf dieser Grundlage eine schärfere Kontur ihrer Besonderheiten zu erlangen – was im Folgenden geschehen soll." Den gesamten Text lesen Sie hier…
Tuesday, May 27. 2014
 Die Generation der Kriegsteilnehmer, die noch aus eigenem Erleben den nachfolgenden Generationen berichten können, wird kleiner. Umso größer ist in den letzten Jahren die Frage geworden, wie die Vergangenheit im Gedächtnis der Bevölkerung bleibt. Vor allem die Traumaforschung zeigt deutlich, dass Gedächtnis keine Frage individueller, bewusster Erinnerungen und damit an die Erinnerungsfähigkeit von Individuen gebunden ist, sondern dass Erfahrungen, Themen, Verhaltensmuster auch auf ganz andere Weise weitergereicht und transformiert werden können. Gerade diejenigen, die als Kinder im Nationalsozialismus und im Krieg aufgewachsen sind und aufgrund der Vergangenheitsverleugnung der Elterngeneration Schwierigkeiten hatten, ihrer eigenen Geschichte offen auf den Grund zu gehen, haben viele dieser Erfahrungen mehr oder weniger erfolgreich versucht hinter sich zu lassen, aber oft auf eine Weise, deren Folgen sich in der nunmehr dritten Generation bemerkbar machen, den „Kindern der Kriegskinder“. Dieser Generation hat die Journalistin Anne-Ev Ustorf, selbst Jahrgang 1974, ein Buch gewidmet, das bereits 2008 im Herder-Verlag erschienen ist und mittlerweile in der 5. Auflage (2013) vorliegt - ein Beweis für das breite Interesse, das dieses Thema findet. Peter Stimpfle hat das Buch für systemagazin gelesen, seine Rezension lesen Sie hier…
Thursday, May 22. 2014
 Und heute noch einmal "Family Process". Das aktuelle Heft befasst sich u.a. mit der Frage, welche Rolle Co-Parenting, also die Unterstützung von alleinerziehenden Eltern durch nicht-verheiratete und nicht mit den Kindern verwandte Partner, durch Angehörige der erweiterten Familie, Nachbarschaft usw. für das Heranwachsen von Kindern und Jugendlichen hat. Wer schnell ist, kann das gesamte Heft z.Zt. auch kostenlos herunterladen, und zwar hier. Zu den vollständigen bibliografischen Angaben und abstracts geht es hier…
Wednesday, May 21. 2014
Die jungen Leute aus Teheran, die diesen Clip gedreht und auf youtube eingestellt haben, sind verhaften worden. Sie zeigen eine andere Seite des Iran, die den Herrschenden nicht genehm ist.Mehr Einzelheiten hier… خبار ۲۰:۳۰ سیما گزارشی از بازداشت دختر و پسرهایی که با آهنگ فارل ویلیامز در پشت بام رقصیده بودند را پخش کرد.
به گزارش سیمای جمهوری اسلامی، این جوانان ادعا کردند که کسی با پیشنهاد بازیگری به سراغ آنها آمده و قرار نبوده این فیلم در شبکههای اجتماعی پخش شود. یکی از پسرهایی که پشت به دوربین با خبرنگار سیما صحبت میکرد گفت: به ما گفتند این برای تست بازیگری است و ما شما را جهانی میکنیم.
یکی دیگر از بازیگران این فیلم نیز گفت که سازنده ادعا کرده که مجوزی برای ساخت فیلم بلند گرفته است.
سرتیپ سیدینیا، فرمانده انتظامی تهران بزرگ به خبرنگار سیما گفت که این افراد ظرف ۲ ساعت شناسایی و ظرف ۶ ساعت، همهگی دستگیر شدهاند. این فرمانده پلیس عوامل سازنده سرعت عمل پلیس در برخورد با سازندگان چنین فیلمهایی را بالا عنوان کرد.
اسامی بازداشت شدگان اعلام نشده است.
ممکن است این دستگیری برای ایجاد فضای رعب و وحشت در میان کسانی باشد که در شبکههای اجتماعی فعالیتی مخالف قوانین جمهوری اسلامی کردهاند. گزارشهای معتددی در باره ساخته شدن این فیلم در رسانههای خارج از کشور منتشر شده بود.
Tuesday, May 20. 2014
"Family Process" bietet seit kurzem wie viele andere Zeitschriften auch die Möglichkeit, Artikel als "Early View" schon vor ihrer Publikation in der Print-Ausgabe zu lesen. Aktuell ist auch ein interessanter Artikel dabei, der kostenfrei gelesen werden kann (wahrscheinlich nur vorübergehend, daher lohnt ein baldiger Besuch auf dieser Seite). Jayashree George und Sandra M. Stith, ihrem Selbstverständnis nach Feministinnen der dritten Generation, befassen sich mit der Gewalt in Partnerbeziehungen und grenzen sich dabei von früheren feministischen Positionen ab, die als Ursache der IPV (intimate partner violence) ausschließlich patriarchalische Strukturen und Einstellungen akzeptiert haben. Eine "intersektionale" Sichtweise zieht auch andere Faktoren in Betracht, vor allem eingedenk der Tatsache, dass ein durchaus erheblicher Teil von Gewalt in Paarbeziehungen auch von Frauen ausgeht. In ihrem abstract heißt es: „In this article, we explore intimate partner violence (IPV) from an intersectional, feminist perspective. We describe how an updated feminist view guides us to a perspective on IPV that is more strongly grounded in an antioppressive, nonviolent, socially just feminist stance than a second-wave gender-essential feminist stance that suggests that patriarchy is the cause of IPV. At the time we began to work together it seemed that a researcher had to be identified as a “family violence” researcher or a “feminist” researcher of violence against women, and that it wasn’t possible to be a feminist researcher who looked beyond patriar- chy as the cause of IPV. We advocate critically thinking about essentialist practices in clin- ical work so that we can maintain an antioppressive, socially just, nonviolent approach to working with clients who experience IPV.“ Der Artikel kann auf dieser Seite als PDF oder HTML-Datei gelesen werden…
Tuesday, May 13. 2014
D  ie Gestaltpsychologie, die in den 20 und 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts entwickelt wurde, gehört zu den wichtigen Wegbereitern der Systemtheorie und Theorie der Selbstorganisation, auch wenn ihr Beitrag mittlerweile weithin vergessen worden zu sein scheint. Herbert Fitzek, ein Kölner Psychologe, der aus der Schule der „psychologischen Morphologie“ Wilhelm Salbers stammt und gegenwärtig an der Business School Berlin Potzdam als Professor für Wirtschafts- und Kulturpsychologie tätig ist, hat diesem Vergesssen mit einem kleinen Bändchen Abhilfe zu schaffen versucht. Der Text (von 44 Seiten!) ist in einer neuen Kompaktreihe beim Springer VS-Verlag in Wiesbaden erschienen. Diese Reihe, „essentials“, verfolgt laut Verlagsauskunft das Anliegen, „aktuelles Wissen in konzentrierter Form (zu liefern). Die Essenz dessen, worauf es als ,State-of-the-Art' in der gegenwärtigen Fachdiskussion oder in der Praxis ankommt. Essentials informieren schnell, unkompliziert und verständlich.“ Andreas Manteufel hat sich das Buch angesehen und ist trotz aller Einschränkungen, die mit dem schmalen Format zu tun haben, angetan: “Auch wenn sich der Verdacht aufdrängt, der Springer-Verlag sucht nach Wegen, seinem Fachpublikation, vielleicht zur gut gemeinten Burnout-Prophylaxe das Lesen dicker Bücher zu ersparen: Der Text ist in der Tat kompakt, aber für seine Kürze maximal informativ, und dazu sprachlich souverän geschrieben. Insofern ist dieses Buch eine Werbung für die, wie wir jetzt wissen nicht nur ,gute alte' Gestalttheorie“. Interessant am Rande ist, dass der Verlag das Buch auch für 4,99 € als e-book anbietet. Wer nicht gleich die ganzen 44 Seiten kaufen möchte, sondern nur einzelne der sieben Kapitel, kann diese jeweils für 29,69 € erwerben. Wer sie also nach und nach kauft, kommt dann doch auf einen echten Springer-Preis von fast 210,00 €  . Zur vollständigen Rezension…
Monday, May 12. 2014
 Die Arbeiten von Haim Omer, Arist von Schlippe und mittlerweile vielen anderen zum Thema "Neue Autorität" haben in der vergangenen 10 Jahren große Resonanz und Verbreitung erfahren, unzählige Bücher und Aufsätze zu diesem Thema sind erschienen. Ein früher deutschsprachiger Text, vielleicht der erste überhaupt, erschien 2001 in "systhema". Haim Omer legt darin die grundlegenden Gedanken seines Konzeptes dar. In der Zusammenfassung schreibt er: "Es gibt zwei Arten von Eskalation zwischen Eltern und Kindern mit Disziplinschwierigkeiten: (a) komplementäre Eskalation, wobei die elterliche Nachgiebigkeit zu je steigernden Forderungen führt, und (b) symmetrische Eskalation, wobei die Feindseligkeit Feindseligkeit hervorruft. Vorhandene Programmme von Elternberatung fokussieren zumeist eine dieser Arten, nicht immer zum Nutzen der Beteiligten. Der Gebrauch von Gandhis Grundsatz vom gewaltfreien Widerstand ermöglicht eine elterliche Haltung, die sich beiden Arten von Eskalation widersetzt. Es wird eine Methode präsentiert, die den Eltern hilft, diesen Grundsatz in die Praxis umzusetzen. Methoden von elterlichem gewaltfreien Widerstand (das Sit-in und die gewaltfreie Behinderung) werden präsentiert und es wird analysiert, wie durch sie die Eskalation blockiert werden kann." Zum vollständigen Text…
Sunday, May 11. 2014
Am 2. April ist George Spencer-Brown 91 Jahre alt geworden. Im Jahre seines 90. Geburtstages hat Markus Heidingsfelder für den Bayrischen Rundfunk ein tolles Feature gemacht, zum dem der Jubilar das Wichtigste beigetragen hat, denn Heidingsfelder hat ihn einfach zuhause angerufen und ein langes Telefoninterview bekommen. Das Feature ist als mp3-Datei im Internet zu hören (unbedingt anhörenswert!!), in der Einleitung heißt es: „Mathematiker, Philosoph, Psychologe, Poet, Mystiker, Komponist, Schachgroßmeister und Halter mehrerer Segelfluglangstreckenrekorde – der Brite George Spencer-Brown ist einer der letzten Universalgelehrten unserer Zeit. Sein Versuch, in den ,Laws of Form' die Mathematik auf eine völlig neue Grundlage zu stellen, bescherte ihm Ende der 60er Jahre kurzzeitigen Ruhm und Einladungen zu Gastvorträgen überall auf der Welt. Der Kybernetiker Heinz von Foerster pries das Buch als „herkuleische Leistung“, der Soziologe Niklas Luhmann machte zentrale Gedankengänge Spencer-Browns zu einem wichtigen Bestandteil seiner Theorie sozialer Systeme – und der Heidelberger Psychoanalytiker Fritz B. Simon versuchte gar, mit Hilfe seiner Formeln die Logik schizophrenen Denkens zu analysieren. Dennoch ist Spencer-Brown bis heute ein Geheimtipp geblieben. Oder wie Alexander Kluge es einmal formulierte: 'Nicht jeder kennt ihn'. Höchste Zeit, das zu ändern, denn Spencer-Brown ist einer der originellsten Denker unserer Zeit. Zündfunk-Autor Markus Heidingsfelder fiel auf, dass bis heute kein einziges Interview mit dem Exzentriker existiert – er rief ihn kurzerhand an. Im Telefongespräch mit dem Zündfunk Generator gibt der 90-Jährige Auskunft über die Entstehungsbedingungen der ,Laws of Form', rezitiert seine Gedichte und klärt den Hörer über die wichtigste Zutat großer Werke auf: Grobheit. Wie wichtig George Spencer-Brown für die Wissenschaft im Besonderen und die Welt im Allgemeinen war und ist, erläutern der Soziologe Peter Fuchs, der Mathematiker und Spencer-Brown-Kenner Louis Kauffman von der University of Chicago, sowie der Erzieher Moshe Klein, der die ,Laws of Form' in israelischen Kindergärten lehrt. Zur vollständigen Sendung…
Friday, May 9. 2014
 Heute wäre Harold Goolishian 90 Jahre alt geworden. Er ist gemeinsam mit Harlene Anderson im systemischen Feld mit ihrer Theorie der problemdeterminierten Systeme bekannt geworden und ist war einer der wichtigsten Vertreter des Sozialkonstruktionistischen Ansatzes im systemtherapeutischen Bereich. Zum Gedenken sei hier auf einen Schlüsseltext von Anderson und Goolishian verwiesen, der unter dem Titel "Human Sytems as Linguistic Systems: Preliminar and Evolving Ideas about the Implication for Clinical Theory" 1988 in der "Family Process" erschien und als ein recht lausiger Scan auch online zu lesen ist - lesenswert ist der Text allemal. Außerdem  ist heute auch noch Gregory Bateson zu würdigen, der heute seinen 110. Geburtstag feiern würde. Und nicht zuletzt schickt systemagazin heute einen Geburtstagsgruß an Arnold Retzer, der seinen 62. feiert! Ganz schön viel los am 9. Mai!
Wednesday, May 7. 2014
Unter dieser Überschrift firmieren die 8. Wieslocher Therapietage, die gleichzeitig die Jahrestagung der Systemischen Gesellschaft 2014 sind, und wollen Impulse für systembezogenes Handeln in Beratung und Therapie bringen. In ihrem Einladungsschreiben formulieren die VeranstalterInnen: "Liebe Kolleginnen und Kollegen, psychotherapeutische und Beratungskonzepte wurden in den letzten Jahren rasant weiter entwickelt, und es bestehen - je nach wissenschaftlichen Theorien und praktischen Erfahrungen - eine Fülle an Kompetenzen und Methoden für unterschiedliche Problemstellungen und Symptombereiche. Allen Ansätzen ist inzwischen gemeinsam, dass sie - auf unterschiedliche Weise - systembezogenes bzw. systemisches Denken im praktischen Tun berücksichtigen. Entsprechend unserer Tagungstradition geht es dieses Mal darum, verschiedene Aspekte der großen Vielfalt systembezogener Praxis zu präsentieren, Impulse für den professionellen Alltag zu geben und aus den Kontrasten unterschiedlicher therapeutischer Schulen "Funken zu schlagen" (T. Levold). Die Tagung ist gleichzeitig die Jahrestagung der Systemischen Gesellschaft (SG). Sie wendet sich an BeraterInnen, PsychotherapeutInnen, ÄrztInnen und Coaches sowie an alle Interessierten aus Sozial- und Gesundheitsberufen. Es erwarten Sie praxisnahe, wissenschaftlich fundierte und spannende Workshops und Vorträge, wie immer gerahmt von musikalischen, bewegten und bewegenden Impulsen. Im Preis sind die Pausenbewirtungen, die beiden Mittagesseen, ein gemeinsamer Grillabend und - ein Tagungsfest mit Live-Musik (exkl. Getränke) inbegriffen. Wir freuen uns, wenn Sie (wieder) dabei sind! Diana Drexler (WISL) und Daniela Spring (Akademie im Park". Referenten sind u.a. Peer Abilgaard, Karin Grossmann, Rudolf Klein, Hans Lieb, Arist von Schlippe, Thomas Fuchs und Gunthard Weber. Zum Programm und allen weiteren Informationen geht es hier…
Tuesday, May 6. 2014
In einer interessanten naturalistischen Studie hat eine Forschergruppe um Volker Tschuschke 262 zufällig ausgewählte Audioaufnahmen von Psychotherapiesitzungen aus insgesamt 81 Psychotherapien, die unterschiedlichen Psychotherapieansätzen durchgeführt wurden, untersucht. Die Aufnahmen wurden auf das Vorkommen von Ansatzspezifischen Interventionen untersucht und Zusammenhänge mit dem Ergebnis von Therapien geprüft. Interessanterweise lag der Anteil an Verfahrensspezifischen Interventionen (bei insgesamt 8 Ansätzen) zwischen 4,2 und 27,8 %, also relativ niedrig. Zwischen dem jeweils gewählten Ansatz bzw. einer damit verbundenen Verfahrenstreue und dem Ergebnis bestanden keine signifikanten Zusammenhänge, wohl aber zwischen dem Grad der professionellen Erfahrung der Therapeuten, der initialen psychischen Belastung der Klienten und dem Behandlungsergebnis. Im abstract der Studie, die leider nicht kostenlos im Internet zu lesen ist, heißt es: „In this naturalistic study, 262 audiotaped psychotherapy sessions—randomly drawn from 81 individual therapies from eight different psychotherapy approaches—were rated completely on treatment adherence using a newly developed rating manual. In the therapy sessions, a relatively low percentage of treatment specific interventions (ranging from 4.2% to 27.8%) was found for all eight approaches, 50% to 73% of the interventions were nonspecific or common, and approximately 18% to 27% were intervention techniques from other approaches. Different types of psychotherapy differed highly significantly in levels of treatment adherence. There was no statistically significant association between the type of psychotherapy and its outcome, or between the degree of therapists' treatment fidelity and the treatment outcome. However, there were significant associations between therapists' degree of professional experience, clients' initial psychological burden, and treatment response. Clients' severity of psychological problems prior to treatment predicted quality of therapeutic alliance while therapists' treatment adherence was predicted by therapists' professional experience and by the quality of the therapeutic alliance. We discuss the seemingly indirect importance of treatment adherence for psychotherapy outcome that we found in this study in relation to findings from other studies and in the context of the role of schools within psychotherapy“. Die Studie ist in "Psychotherapy Research" erschienen und kann hier geordert werden.
Sunday, May 4. 2014
 Brückenschlag (2014). Leben in Nischen. Zeitschrift für Sozialpsychiatrie, Literatur, Kunst Bd. 30. Neumünster: Paranus. 200 S., 18,- Euro. Band 30 des Brückenschlags ist der letzte. Seit 1985 erscheinen diese Hefte im Buchformat einmal jährlich. In ihnen finden kurze Texte, Gedichte, Berichte und auch immer bestens reproduzierte Bilder oder Photographien Platz, vereint um ein Rahmenthema, zuletzt z.B. „Süchte“, „gesund werden – gesund bleiben“, „Abschiede“ oder „Wahn – Sinn – Wirklichkeit“. Autoren sind Menschen, die psychische Krankheit selbst erlebten oder noch erleben, oder in der Rolle als Angehörige, professionelle Behandler, Forscher, Wissenschaftler, Künstler, Literat oder einfach interessierter Mensch begleiten. Es geht immer um die subjektive Perspektive psychiatrisch relevanter Themen. Und es geht um den Stellenwert von Psychiatrie in all ihren Facetten in der Gesellschaft, also um „Sozialpsychiatrie“. Sicher haben die Herausgeber Fritz Bremer, Hartwig Hansen und Jürgen Blume mit der Einschätzung Recht, dass in den 30 Jahren seit Erscheinen des ersten Brückenschlags der Stellenwert von Psychiatrieerfahrenen und ihren Angehörigen auch in der „offiziellen“ Psychiatrie stark gewachsen ist. So stark, dass wohl viele Brücken inzwischen zum Betreten frei gegeben sind. Nicht verhehlen kann man, dass das natürlich häufig auch im Sinne einer political correctness zum „guten Ton“ gehört und die Hegemonialansprüche selbsternannter akademischer Experten in Sachen Krankheit und Gesundheit nicht im Geringsten antastet. Bequemlichkeit ist auch nicht zu erwarten, lässt man sich ernsthaft darauf ein, dass man alles in der Psychiatrie auch von einer anderen Seite her betrachten kann. Dass diese Sichtweise im Brückenschlag nie in einer kämpferischen oder protesthaften Art vermittelt wurde, sondern einfach und selbstbewusst daher kam, ist den Herausgebern (Henning Poersel als Gründungsherausgeber darf da übrigens nicht vergessen werden) hoch an zu rechnen. So können die Brückenbauer des Paranus-Verlags mit Stolz auf ihre Arbeit zurückblicken und das Projekt Brückenschlag wie ein erwachsen gewordenes Kind los lassen. Unmissverständlich machen sie aber klar, dass es letztlich ökonomische Gründe sind, die keine weiteren Ausgaben mehr zulassen. Ich selbst habe seit vielen Jahren Brückenschläge gelesen, verschenkt, rezensiert und zwei Mal darin auch einen eigenen Text veröffentlicht. Der Geist dieser Zeitschrift lebt in der Arbeit des Paranus-Verlags natürlich weiter. Und wer nun denkt: „Ja wenn ich davon gewusst hätte…“, der kann bei www.paranus.de selbstverständlich noch neue und alte Ausgaben erwerben. Der Blick über den eigenen Tellerrand, das Interesse an der subjektiven Seite, der Sinn für das Kreative und Künstlerische, das Skurrile und Verfremdete, das sind auch angemessene Leitmotive für ein systemisches Selbstverständnis. Eindeutigkeit gibt es schon genug auf der Welt. Deshalb ist es mir eine Randnotiz wert, dass der Büchermarkt um eine Perle ärmer wird. Andreas Manteufel, Bonn
Saturday, May 3. 2014
 Mit einem etwas traurigen Editorial schließen die Herausgeber von Psychotherapie & Sozialwissenschaft den letzten Jahrgang dieser interessanten Zeitschrift. 15 Jahre lang hat dieses kleine, aber feine Projekt durchgehalten. Dass im deutschsprachigen Bereich das vorhandene Interesse an einer Zeitschrift für qualitative Forschung und klinische Praxis nicht so groß sein kann, dass man damit Geld verdienen könnte, war schon zu Beginn klar. Insofern stellt sich für einen Verlag natürlich die Frage, inwiefern ein solches Projekt halbwegs kostendeckend über die Runden gebracht werden kann. Nach dem Aus bei Vandenhoeck & Ruprecht im Jahre 2004 fand die Zeitschrift Unterschlupf beim psychosozial Verlag, ein mutiger Schritt des Verlegers Hans-Jürgen Wirth, der die Fortführung dieses Projektes ermöglichte. Nun ist aber auch hier ein Ende erreicht, jedoch gibt es eine Anschlussperspektive, die auch das Zeitschriften-Zugpferd des psychosozial-Verlages betrifft. Im Editorial heißt es: „Der Verlag hat den Plan gefasst, die Zeitschrift psychosozial in die Hände eines neuen Herausgeberkreises zu legen. Manche der Herausgeber von Psychotherapie und Sozialwissenschaft werden ihre Arbeit also unter diesem Dach fortsetzen (…). Über das neue Projekt und sein Profil, durch das eine bewährte Tradition in innovativer Weise fortgesetzt werden soll, informiert die erste Ausgabe von psychosozial im Jahr 2014.“ Ob die hohe Qualität, die Psychotherapie & Sozialwissenschaft in den vergangenen 15 Jahren bewiesen hat, auch in Zukunft aufrechterhalten bleiben wird, kann man mit Spannung erwarten. Jedenfalls stellt das letzte Heft zum Thema „der sich verbessern Mensch. Die animierte Optimierung des selbst in der therapeutischen Kultur“ ein furioses Finale da, das sich intensiv mit den Optimierungsmythen in Therapie und Coaching auseinandersetzt. Beiträge von Jürgen Straub, Michael Girkinger, Boris Traue und Stefanie Duttweiler befassen sich mit Beratung und Therapie in Zeiten des Neoliberalismus. Kaufen! Zum vollständigen Inhaltsverzeichnis geht es hier…
Friday, May 2. 2014
Albert Scherr (Foto: Freiburger Netzwerk für Migrationsforschung, Universität Freiburg)  ist Leiter des Instituts für Soziologie an der Pädagogischen Hochschule Freiburg. In einem spannenden Artikel für die Zeitschrift "Neue Praxis" (2002, Heft 3) setzt er sich kritisch mit der Luhmannschen Systemtheorie als Grundlage für eine Theorie der Sozialen Arbeit auseinander und kritisiert insbesondere die strikte Trennung von sozialen, psychischen und biologischen Systemen. Sein Artikel schließt mit den folgenden Bemerkungen: „Die von Luhmann vorlegte Theorie sozialer Systeme bietet aufgrund ihrer Selbsteinschränkung auf ein kommunikationstheoretisch gefasstes Verständnis des Sozialen eine notwendige, aber keine hinreichende Grundlage für Theorien der Sozialen Arbeit. Es handelt sich um eine soziologische, insbesondere gesellschafts-, organisations- und interaktionstheoretische Grundlegung, die einen psychologischen sowie einen normativen Erweiterung bedarf. Dafür, wie eine solche Erweiterung jenseits unsystematischer Kombinatoriken anzulegen ist, wie also die Theorie sozialer Systeme in einer Theorie der Sozialen Arbeit überführt werden kann, bieten die Begriffe symbiotische Mechanismen, Koppelungsmechanismen und strukturelle Koppelung bedeutsame Ansatzpunkte. Diese sind aber erst noch systematisch zu entfalten. Insofern gilt: Further research is needed, und dies nicht nur im Sinne quantitativer und qualitativer Forschung, sondern auch in Richtung auf weitere Klärungen der begrifflichen Grundlagen von Theorien der Sozialen Arbeit.“ Zum vollständigen Text…
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