
Wilhelm Rotthaus, der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Systemische Therapie und Familientherapie (DGSF), war langjähriger Leiter der Klinik für Kinder- und Jugendlichenpsychiatrie in Viersen und hat bundesweite Aufmerksamkeit mit seinem dort entwickelten Modell einer systemisch orientierten stationären kinder- und jugendpsychiatrischen Vorgehensweise erzielt. Aber auch in Viersen fand vieles irgendwann einmal zum ersten Mal statt. Wilhelm Rotthaus erinnert sich an die frühen Jahre:

"Recht abenteuerlich waren unsere damaligen Versuche mit Teamsupervision. Wir merkten, dass die Beziehungen im Team für den reibungslosen Ablauf der Arbeit von großer Bedeutung waren, fanden aber niemanden, der Erfahrung mit Teamsupervision hatte; an eine Finanzierung durch die Klinik für ein derartig sonderbares Unterfangen war nicht zu denken. Teamgespräche fanden dann zunächst ohne Supervisor statt, selbstverständlich im Kreis mit Kissen auf dem Boden sitzend. Wir hatten keine Ahnung, dass es Unterschiede geben könne zwischen Selbsterfahrungsgruppen und Teamgesprächen in einem Arbeitskontext. So genannte encounter-Gruppen waren damals weit verbreitet, und so erhoben wir ganz selbstverständlich die Forderung, jeder müsse in dieser Runde sein Innerstes offenbaren. Zwar gewannen wir noch einen Pfarrer, der sich als Supervisor anbot. Aber auch der hinderte uns nicht an vielen wechselseitigen Verletzungen, die beispielsweise in Ausstoßungsprozessen geschahen. In späteren Jahren haben einige, die damals an diesen Sitzungen beteiligt waren, sich lange gewehrt, als Teamsupervision auf allen Stationen eingeführt werden sollte."
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