Monday, September 30. 2013
 Seit Anfang des Jahres erscheint „Psychotherapie im Dialog“ im neuen Gewand und mit dramatischen redaktionellen Eingriffen in die Texte der AutorInnen (eine kritische Würdigung finden Sie hier…), mittlerweile sind auch Heft 2 und 3 des Jahrgangs erschienen. In seiner Vorbemerkung zu den Rückmeldungen zur veränderten Konzeption dankt Herausgeber Michael Broda unter dem Motto "Das Geheimnis des Könnens liegt im Wollen" (das sich zwanglos sowohl auf das Heftthema "Sexuelle Störungen" als auch die Gestaltung einer Fachzeitschrift beziehen lässt) den Lesern für positive und "einige kritische" Rückmeldungen und verkündet, man greife diesen Dialog gerne auf und habe "z.B. erste Korrekturen an der Druckfarbe vorgenommen". Immerhin war hellgrüne Schrift auf noch hellgrünerem Hintergrund dann doch des Guten zuviel. Ansonsten bleibt alles so, wie es ist, vor allem sollen den Lesern nicht zuviel Quellenangaben zugemutet werden - wer darauf Wert legt, muss weiter im Internet nach kryptisch benannten Literatur-PDFs suchen (und dann? Drucken und ins Heft einlegen?). Auch wenn alle Artikel eine DOI-Nummer haben, funktioniert der automatische Import in das Literaturverwaltungsprogramm praktisch nicht, importiert gelegentlich sogar die bibliografischen Angaben aus anderen Fachzeitschriften. Lästig. Was zuverlässig funktioniert, ist, dass auf der website der Zeitschrift des Thieme-Verlags neben den einzelnen Beiträgen jeweils eine Werbung für Psychopharmaka zu finden ist. Ob die Pharmaindustrie wirklich der beste Partner ist, um den Dialog in der Psychotherapie zu fördern? In einem reinen Medizinverlag wie Thieme hat es eine Zeitschrift wie die PiD schwer, ihre ursprüngliche Konzeption fortzuführen und tatsächlich einen Dialog zu führen, umso mehr, wenn - wie man vermuten darf - der Verlag auf Spiegelstrichen anstatt auf Texten besteht. Das ist umso bedauerlicher, als die aktuelle Ausgabe eine Reihe sehr interessante Beiträge enthält, die aber oft so gnadenlos kaputtredigiert werden, dass ein individueller Stil nicht mehr erkennbar ist. So erinnert das nicht nur vom äußeren Erscheinungsbild arg an Zeitschriften für die Sorte von Medizinern, die keine Zeit zum Lesen aufbringen wollen. Aber wie gesagt, das Geheimnis des Könnens ist das Wollen (das Thema von Heft 3 ist übrigens: Depression). Zum vollständigen Inhaltsverzeichnis und allen abstracts…
Saturday, September 28. 2013
 Die aktuelle Ausgabe von „Organisationsberatung Coaching Supervision“ widmet sich schwerpunktmäßig dem Thema Coaching in mittelständischen Unternehmen, die in der Regel familiengeführt sind. Das Heft ist u.a. Ergebnis der Arbeit eines Fachausschusses Mittelstand im DBVC (Deutschen Bundesverband Coaching). Die Themen kreisen um Fragen, was überhaupt unter Mittelstand zu verstehen ist, wie Privates und Berufliches sich mischen, wie Coaching zur Gesundheit von Mitarbeitern und Unternehmen beitragen kann, was nach der Gründungszeit kommt und wie Leistungsträger im Unternehmen gehalten werden können. Zudem gibt es noch Beiträge zum Coaching an Hochschulen, zum Stresstoleranz-Training und zum Einsatz von Tablet-Computern im Coaching. Die vollständigen bibliografischen Angaben mit allen abstracts gibt es wie immer hier…
Thursday, September 26. 2013
 Nach seinem großen Entwurf einer systemtheoretischen Neubegründung der Psychopathologie in „Das System der Abweichungen“ hat Roland Schleiffer (Foto) nun einen neuen Band nachgelegt, der sich mit der Funktionalen Analyse von Verhaltensstörungen befasst und im Carl-Auer-Verlag erschienen ist. Wolfgang Loth hat das Buch gelesen und zur Lektüre empfohlen, die ohne tiefergehendes theoretisches Interesse und eine gewisse Vertrautheit mit dem systemtheoretischen Vokabular für Leser keine leichte Übung sein wird. „Es geht letztlich um die grundsätzliche Frage nach den Operationsbedingungen des psychischen Systems und seiner strukturellen Koppelung mit seinem biologischen und sozialen Kontextsystem“ (Schleiffer, S. 78). Loth ist sich in seiner Besprechung  nicht immer sicher, wieweit die Funktionale Analyse auch für die klinische Praxis trägt, ist aber dennoch von der Anregungskraft für die therapeutische Arbeit überzeugt: „Der praktische Nutzen besteht, wie ich es sehe, vor allen Dingen darin, sein eigenes Denken zu schulen im Umgang mit dem Beobachten (also Unterscheiden) von Verhaltensweisen, die als veränderungsnotwendig beschrieben werden – sowohl von Hilfesuchenden selbst, als auch von solchen, denen Helfen sozusagen Programm ist. Dieses Schulen besteht m. E. darin, mir beständig über die Wegweiser klar zu werden, die mich beim Bestimmen des Weges leiten, dem zu folgen mir vorschwebt. Mit anderen Worten: Schleiffers Anregungen unterstützen mich dabei, mich verantwortlich zu verhalten. Das Buch endet insofern folgerichtig mit dem ethischen Imperativ Heinz von Foersters: „Handle stets so, dass die Anzahl der Möglichkeiten wächst!“. Neben den hilfreichen Anregungen im Einzelfall sehe ich somit als ein besonderes Verdienst von Schleiffer: eine ungemein facettenreiche Begründung dafür, Profession nicht zum Handlanger für Abweichungskontrolle werden zu lassen. Schleiffer gehört zu denjenigen, die der Praxis psychosozialen Helfens mit differenziertem Blick und dem unerschrockenen Gespür dafür zur Seite stehen, Spielräume zu eröffnen. Manchmal macht das Mühe, doch wofür sonst sollte sie sich lohnen?" Zur vollständigen Rezension…
Tuesday, September 24. 2013
 Ein ungewöhnliches Projekt gibt es von der Abteilung Soziale Neurowissenschaft des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften unter der Leitung von Prof. Dr. Tania Singer zu vermelden. Im Juli 2011 wurde dort ein Workshop "How to train Compassion" mit dem Künstler Olafur Eliasson veranstaltet, bei dem Forscher, Psychotherapeuten, buddhistische Mönche und Künstler die Relevanz von Mitgefühl und Mitgefühlstraining für verschiedenste Bereiche diskutierten. Ergebnis dieser Zusammenarbeit ist ein umfangreiches multimediales eBook, das kostenlos heruntergeladen werden kann. Auf der website des Projektes heißt es: "Am Ende diese inspirierenden Workshops entwickelte sich der Wunsch aller Beteiligten, dieses zusammengetragene Wissen für die Öffentlichkeit frei verfügbar zu machen. Das eBook beinhaltet nicht nur diverse Kapitel geschrieben von den Teilnehmern, sondern auch viele Videos der Autoren, Soundcollagen von Nathalie Singer und künstlerische Fotos von Olafur Eliasson. Da es sich um ein elektronisches Buch handelt, gibt es verschiedene Formate für verschiedene technische Voraussetzungen. Die gelungenste Version, was Layout und die Einbettung der Multimedia-Elemente angeht, ist auf Grund der technischen Möglichkeiten die iPad Variante. Alle anderen Versionen sind für andere Lesegeräte gemacht und basieren mit Limitationen auf der iPad Version". In einer Rezension in der "Zeit" heißt es: "Gleichwohl kann man sich über dieses E-Book ungetrübt freuen. Es bietet Texte, die den Stand der Forschung zusammenfassen, Erfahrungsberichte, manchmal in Form von Videos, und Meditationsanleitungen für alle, die mal die Augen schließen wollen. Es zielt auf unseren Intellekt wie auf unsere Sinne. Und es realisiert in seiner Vielstimmigkeit vielleicht zum ersten Mal auf anspruchsvolle Weise das Potenzial multimedialer E-Books". Zum Download der unterschiedlichen Fassungen…
Wednesday, September 18. 2013
Tuesday, September 17. 2013
 Der Herbst nähert sich und Herbstzeit ist Bücherzeit. systemagazin präsentiert in den kommenden Tagen und Wochen wieder Vorabdrucke und Auszüge aus Büchern des neuen Herbstprogramms. In der erfolgreichen und mittlerweile außerordentlich vielbändigen Reihe Carl-Auer-compact ist soeben von Günther Bauer eine Einführung in das systemische Sozialmanagement erschienen. Im systemagazin können Sie daraus das dritte Kapitel lesen, in dem die Grundzüge des Sozialmanagement (im Unterschied etwa zum Management in Wirtschaftsunternehmen) dargestellt werden. Zum Vorabdruck…
Sunday, September 15. 2013
 Elisabeth Wagner ist Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin sowie Lehrtherapeutin und Supervisorin an der Lehranstalt für für Systemische Familientherapie in Wien mit einer langjähriger Erfahrung in der Forensik. 1996 hat sie in der Zeitschrift systeme einen Beitrag über die "Systemische Einzeltherapie im Zwangskontext" veröffentlicht. Im abstract heißt es: „In Heft Im vorliegenden Artikel wird diskutiert, welche Aspekte systemisch-konstruktivistischen Denkens bei der Arbeit mit Gewalttätern im Zwangskontext hilfreich sind und welche spezifischen Schwierigkeiten sich bei der Anwendung dieser Konzepte ergeben. Vorteilhaft erscheint die explizite Thematisierung des Therapieauftrages und die Sensibilität für die Kontextabhängigkeit von Wahrnehmung und Verhalten. Der Verzicht auf eine Persönlichkeitstheorie und auf spezifische Krankheitsmodelle wird als problematisch diskutiert.“ Zum vollständigen Text…
Saturday, September 14. 2013
H  eute feiert Humberto Maturana seinen 85. Geburtstag und systemagazin wünscht von dieser Stelle aus alles Gute! Das Autopoiese-Konzept, das von ihm seit den 60er Jahren entwickelt wurde, spielte in der Phase der Entwicklung der systemischen Therapie in den 80er Jahren eine zentrale Rolle und wurde auch von Niklas Luhmann aufgenommen, wenngleich Maturana mit der Erweiterung des Konzeptes auf soziale Systeme sensu Luhmann nie einverstanden war. Anlässlich seines Geburtstages sei hier auf einen Aufsatz Maturanas aus der Zeitschrift "Cybernetics & Human Knowing" aus dem Jahre 2002 verlinkt, in dem er die Entwicklung der Begriffe Autopoiesis, Strukturelle Kopplung und Kognition rekapituliert (leider nur auf Englisch). Im abstract heißt es: "My intent in this essay is to reflect on the history of some biological notions such as autopoiesis, structural coupling, and cognition, that I have developed since the early 1960's as a result of my work on visual perception and the organization of the living. No doubt I shall repeat things that I have said in other publications (…), and I shall present notions"that once they are said appear as obvious truisms. Moreover, I shall refine or expand the meaning of such notions, or even modify them. Yet, in any case, the reader is not invited to attend to the truisms, or to what seems to be obvious, rather he or she is invited to attend to the consequences that those notions entail for the understanding of cognition as a biological process. After all, explanations or demonstrations always become self evident once they are understood and accepted, and the purpose of this essay is the expansion of understanding in all dimensions of human existence." Zum vollständigen Text…
Friday, September 13. 2013
 Heute vor 105 Jahren, am 13.9.1908, wurde George Devereux geboren, einer der wichtigen Protagonisten der Ethnopsychoanalyse. Devereux, der einer bürgerlichen ungarischen jüdischen Familie entstammte, studierte ab 1926 in Paris Physik und Chemie und absolvierte eine Lehre als Verlagsbuchhändler in Leipzig. Anschließend kehrte er nach Paris zurück, um bei Marcel Mauss Ethnologie zu studieren. Von 1933 bis 1963 lebte er in den USA, wo er nicht nur ausgedehnte Feldforschungen bei den Mohave-Indianern durchführte, sondern auch eine Ausbildung zum Psychoanalytiker absolvierte. Ab 1963 bis 1981 lehrte er - auf Vermittlung von Claude Lévi-Strauss - an der École pratique des hautes études in Paris Ethnopsychiatrie. Seine Bücher "Angst und Methode in den Verhaltenswissenschaften" und "Ethnopsychoanalyse: die komplementaristische Methode in der Wissenschaft vom Menschen" haben auch in Deutschland zu Recht den Status von Klassikern erlangt und u.a. Psychiater wie Erich Wulff beeinflusst. Das Konzept der "ethnopsychischen Störung" postuliert, dass individuelle Konflikte oder Probleme sich regelmäßig vorgefertigter kultureller Ausdrucksmuster bedienen, die nur vor dem Hintergrund der jeweiligen kulturellen symbolischen Ordnungen verstanden werden können, eine universelle Symptomsprache also nicht existiert. Amoklauf, Kindesmißhandlung, Schizophrenie etc. können als solche "ethnopsychische Störung" konstruiert werden. Im Internet ist leider nicht sehr viel über Devereux zu lesen. Auf einen schönen Beitrag zu seinem 100. Geburtstag sei hier verwiesen. Ekkehard Schröder hat im journal-ethnologie.de einige biografische Notizen veröffentlicht und Peter Möhring geht an gleicher Stelle ausführlicher auf Devereux' Hauptwerk "Angst und Methode in den Verhaltenswissenschaften" ein.
Thursday, September 12. 2013
 Wer sich für die Systemtheorie und im Besonderen für ihre Geschichte interessiert, kommt an Ludwig von Bertalanffy nicht vorbei, auch wenn er heutzutage in systemischen (Lehr-)Büchern eher nur sehr kurz abgehandelt oder gleich in Fußnoten verbannt wird. Es empfiehlt sich daher, ihn im Original zu lesen, da er schon früh viele bedeutsame Aspekte für eine Theorie sozialer und psychischer Systeme geliefert hat (durchaus in kritischer Distanz zu den steuerungsoptimistischen kybernetischen Ansätzen der Gruppe um Norbert Wiener und John von Neumann). Unter diesem Link gibt es einen Zugang zu seiner 1950 verfassten "Outline of General System Theory", die im "British Journal for the Philosophy of Science" erschien und in der er den disziplinübergreifenden Anspruch der allgemeinen Systemtheorie begründet. Darin heißt es u.a.: "The central position of the concept of wholeness in biology, psychology, sociology and other sciences is generally acknowledged. What is meant by this concept is indicated by expressions such as ‘system,’ ‘gestalt,’ ‘organism,’ ‘interaction,’ ‘the whole is more than the sum of its parts’ and the like. However, these concepts have often been misused, and they are of a vague and somewhat mystical character. The exact scientist therefore is inclined to look at these conceptions with justified mistrust. Thus it seems necessary to formulate these conceptions in an exact language. General System Theory is a new scientific doctrine of ‘wholeness’—a notion which has been hitherto considered vague, muddled and metaphysical. Considered from the viewpoint of philosophy, General System Theory is to replace that field which is known as ‘theory of categories’ by an exact system of logico-mathematical laws. Those general notions, which as yet have been formulated only in common language, will acquire, by the General System Theory, that unambiguous and exact expression which is possible only in mathematical language."
Wednesday, September 11. 2013
Tuesday, September 10. 2013
Heute vor 25 Jahren starb Virginia Satir im Alter von 72 Jahren. Sie war eine der wichtigsten Pioniere der Familientherapie und gründete 1959 gemeinsam mit Don D. Jackson und anderen das Mental Research Institute in Palo Alto (USA), wo sie mit der Leitung der Ausbildungsabteilung des Instituts betraut wurde. Unter ihrer Leitung entstand das erste Familientherapeutische Ausbildungsprogramm der USA. Auf diesem Video ist die Aufzeichnung eines Interviews mit ihr zu sehen, in dem sie sich intensiv mit Fragen von Macht und Kontrolle auseinandersetzt.
Sunday, September 8. 2013
 Heute ist Sonntag - und da gibt es mal wieder was im Salon des systemagazin, nämlich eine neue Post aus Perturbistan von Lothar Eder: „Sag mal, sagte ich zu Berta, woher kommt eigentlich unser Kaffee? Keine Ahnung antwortete Berta. Seit wann interessierst du dich denn für die Herkunft des Kaffees, du trinkst doch eh kaum welchen. Stimmt, mache ich. Aber neuerdings scheint Kaffee aus Togo sehr beliebt zu sein. Berta darauf: wie kommst du denn auf die Idee? Naja, sage ich, an jeder Ecke stehts doch, an jedem Kiosk, jedem Café. Die machen sich ja nicht mal mehr die Mühe, das Wort ,aus’ dazu zu schreiben. ,Kaffee Togo’ reicht. Und Togo schreiben sie auseinander, also To go, obwohl es ja eigentlich zusammen geschrieben gehört. Aber das wundert einen ja nicht wirklich, da ja mittlerweile so vieles nicht mehr zusammen geschrieben wird, was eigentlich zusammen gehört, z.B. das Wort zusammengehören. …“ Zum weiterlesen geht es hier entlang…
Saturday, September 7. 2013
 Das aktuelle Heft von systhema ist keinem besonderen inhaltlichen Schwerpunkt gewidmet, sondern vereint ganz unterschiedliche Beiträge. Drei Originalbeiträge befassen sich mit dem "Mythos Konsequenz" und Erziehung als Machtausübung (Frank Natho), mit Reflexionen zum Verhältnis von Problem und Lösung (Thorsten Sühlsen) sowie mit "Zugängen und Anwendungen systemischer Diagnostik" (Sebastian Baumann & Hartmut Epple).Darüber hinaus gibt es noch eine Reihe von Praxisberichten (von Stephanie Groitzsch, Alexandra Lehmann, Christian Scharfe, Ute Dittmers, Rita Lauschke, Frank Untiedt und Birgit Wolter) sowie zahlreiche Rezensionen. Zum Inhaltsverzeichnis mit den vollständigen abstracts…
Thursday, September 5. 2013
 Zwar hat Frau Merkels Mitteilung, dass das Internet noch Neuland sei, republikweit für Lacher gesorgt, wenn man aber die Bereitschaft von Psychotherapeuten und Beraterinnen unter die Lupe nimmt, die "neuen Medien" auch professionell einzusetzen, dürfte sich die Frage stellen, inwiefern sich hier die Bereitschaft, Neuland zu betreten, schon flächendeckend durchgesetzt hat. Dass Onlineberatung einen niedrigschwelligen Zugang für Klienten anbieten kann, die sonst nie eine Beratungsleistung in Anspruch nehmen würden, scheint sich anhand von zahlreichen Untersuchungen mittlerweile zu bestätigen, ebenso wie die Erfolgsaussichten eines solchen Unterfangens. Dennoch dürfte die Skepsis hinsichtlich des Einsatzes von Online-Kommunikation für Beratungszwecke bislang noch – aus unterschiedlichsten Gründen – überwiegen. Umso verdienstvoller, dass Cornelia Tsirigotis, Herausgeberin der Zeitschrift für Systemische Therapie und Beratung und (laut Editorial) bekennende "hochgradig Entwicklungsverzögerte mit eingeschränkter Medienkompetenz" ein Themenheft zum Thema Onlineberatung konzipiert hat, dass die unterschiedlichen Facetten der Nutzung von Internetkommunikation für die Gestaltung von Veränderungsprozessen gründlich beleuchte. Wenn Therapie und Beratung ein Ort ist, an dem Fragen der Findung, Erhaltung und Veränderung von Identität in einer sich immer schneller drehenden Welt zu den Kernthemen gehören, ist nicht nur der Einfluss neuer Medien auf diese Thematik, sondern auch ihre Nutzung elementarer Bestandteil der Aufgaben, mit denen sich TherapeutInnen auseinanderzusetzen haben. Aus diesem Grund ist die Lektüre dieses Heftes: dringend empfohlen. Zum Inhaltsverzeichnis und den vollständigen abstracts…
 Unter diesem Titel hat Haja Molter „eine Metastrategie für systemisches Arbeiten mit und in Gruppen“ in einem Band vorgestellt, den er gemeinsam mit Jürgen Hargens 2002 im Dortmunder Verlag modernes Lernen herausgebracht hat („Ich, du, wir und wer sonst noch dazu gehört. Systemisches Arbeiten in und mit Gruppen“; 2. Auflage 2006, S. 205-220). In der Systemischen Bibliothek ist der Text nun auch online zu lesen. Eingangs schreibt Haja Molter: „In der Geschichte der Psychotherapie gab es immer wieder Versuche, Gruppentherapie als etwas Besonderes und Eigenständiges im Feld zu etablieren (…). So wundert es nicht, dass auch im Bereich der systemischen Therapie und Beratung das Arbeiten mit und in Gruppen zunehmend an Aktualität gewinnt. Auch im Bereich von Supervision, Coaching und Organisationsentwicklung, wo sich systemische Vorgehensweisen mehr und mehr etablieren, gewinnt das Arbeiten mit und in Gruppen zunehmende Aktualität. Ich beschränke mich in diesem Beitrag auf die Arbeitsfelder Gruppentherapie und Supervision in und mit der Gruppe.  Meine Erfahrungen in der Arbeit mit und in Gruppen gehen zurück auf therapeutische Ansätze von Gruppentherapie, wie sie George R. Bach in seinem frühen Werk „Intensive Group Psychotherapy“, erschienen 1954, entwickelte. Bach versuchte psychoanalytische mit psychodramatischen Ansätzen Morenos und gruppendynamischen Konzepten Kurt Lewins zu verbinden (…). Hinzu kommen vielfältige und durchaus nicht immer angenehme Erfahrungen in der angewandten Gruppendynamik, in Gestaltgruppen und sensitivity groups der siebziger Jahre (…). Meine heutige Praxis in der Arbeit mit Gruppen spielt sich vorwiegend in Ausbildung und Lehre systemischer Therapie, Beratung und Supervision ab. In diesem Rahmen bietet sich mir die Chance, als Lehrtherapeut und Supervisor aktiv an der Entwicklung systemischer Arbeit mit Gruppen in Kliniken, Ambulanzen, Beratungsstellen, Schulen und anderen Bildungseinrichtungen mitzuwirken. Inspiriert und bereichert durch die Erfahrungen in diesen Lernfeldern versuche ich eine systemisch orientierte Metastrategie für die Arbeit mit und in Gruppen zu entwickeln. Man kann diese Arbeit metaphorisch mit dem Entwickeln einer Choreografie für Tänzer oder dem Komponieren einer Partitur für musikalische Improvisation umschreiben. Ich stelle „Arbeitsschritte“ vor, die in unterschiedlichen Gruppenkontexten (Therapie, Supervision) zur Anwendung kommen können. Mit Hilfe dieses „choreografischen und improvisatorischen“ Meta-Rahmens lassen sich systemische Ideen und Konzepte so anwenden, dass Unterschiede zu anderen Arten der Arbeit mit Gruppen für Beobachter sicht- , nachvollzieh- und wiederholbar werden. Dabei interessieren mich insbesondere Arbeitsformen, wo die Gruppe als unverwechselbares System Kräfte der Selbstorganisation im Wirkungszusammenhang mit Teilnehmern und Leitern entwickelt. Das halte ich für anschlussfähig an eine Tradition, die über Moreno, Lewin, Bach, Yalom u.v.a. in der Arbeit mit Gruppen von vielen Therapeuten gepflegt wird. Gruppe wird hier als Organismus mit eigenen Gesetzmäßigkeiten und übersummativ gesehen. Sie ist „mehr und etwas anderes als die Summe ihrer Teile“. Ich möchte hinzufügen, sie kann auch weniger als die Summe ihrer Teile sein. Konkret bedeutet das, die Freiheitsgrade von Gruppenteilnehmer, über die sie in anderen Kontexten verfügen, können dadurch eingeschränkt sein“. Den vollständigen Text können Sie hier lesen…
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