Sunday, March 25. 2012
 1991 hat Kurt Ludewig in der "Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie" eine "Übung in epistemischer Konfusion" hinsichtlich des Problems "unruhiger Kinder" vorgenommen, die mittlerweile auch online zu lesen ist: "Vor dem Hintergrund des systemischen Denkens (sprich: konstruktivistischer Systemtheorie) werden in groben Zügen die Annahmen untersucht, die das Phänomen der kindlichen Unruhe („Hyperaktivitätssyndrom") als eingeständige nosologische Einheit begründen und den bisherigen Behandlungsansätzen zugrundeliegen. Im Einklang mit zeitgenössischen Auffassungen wird dieses soziale Phänomen als ein interaktionelles betrachtet. Ausgehend dann von zwei Beispielen aus der Praxis des Verfassers werden Bestandteile für ein Verständnis der kindlichen Unruhe zusammengetragen, die, unter Vermeidung von extremen Sichtweisen, die das Phänomen allein „medizinisieren" oder sozio-normativ werten, die Möglichkeiten systemischer Betrachtung nutzen, um den Therapeuten zu helfen, eine nachvollziehende und respektvolle Haltung zu ihren kleinen Klienten und deren Angehörigen einzunehmen." Zum vollständigen Text…
Saturday, March 24. 2012
 Tanya Luhrmann (Foto: www.stanford.edu) ist Professorin für Cultural and Social Anthropology an der Stanford University. In einem interessanten Aufsatz mit dem Titel "Hallucinations and Sensory Overrides", der 2011 in der Annu. Rev. Anthropol. erschienen ist, beschäftigt sie sich mit den sozialen und kulturellen Hintergründen von Halluzinationen. Im abstract heißt es: "Hallucinations are a vivid illustration of the way culture affects our most fundamental mental experience and the way that mind is shaped both by cultural invitation and by biological constraint. The anthropological evidence suggests that there are three patterns of hallucinations: experiences in which hallucinations are rare, brief, and not distressing; hallucinations that are frequent, extended, and distressing; and hallucinations that are frequent but not distressing. The ethnographic evidence also suggests that hallucinations are shaped by learning in at least two ways. People acquire specific representations about mind from their local social world, and people (particularly in spiritual pursuits) are encouraged to train their minds (or focus their attention) in specific ways. These two kinds of learning can affect even perception, this most basic domain of mental experience. This learning-centered approach may eventually have something to teach us about the pathways and trajectories of psychotic illness." zum vollständigen Text…
Tuesday, March 20. 2012
 Heute gibt es mal einen kleinen Ausflug in die Vergangenheit - mit einem Artikel aus dem Jahre 1991 in der Zeitschrift "Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie". Geschrieben haben ihn Jochen Schweitzer (Foto: Tom Levold) und Dieter Reuter, mit Vorschlägen für eine systemische Heimerziehung. Auch wenn sich in der Heimpädagogik in den letzten 20 Jahren so manches getan hat, lässt sich doch nach der Lektüre resümieren, dass das systemische Potential bei weitem nicht ausgeschöpft ist. Im abstract heißt es: "Ausgangspunkt dieses Aufsatzes ist eine Analyse charakteristischer Problempunkte in der Heimerziehung auf unterschiedlichen Systemebenen: Familiendynamik, Familie-Heim, größeres Familie-Helfer-System, Heimerziehung als Profession. Neuere Konzepte der Systemtheorie (Selbstorganisation, Beobachterabhängigkeit, „Passen", Grenzen der Planung in Humansystemen) werden genutzt, um Anregungen für eine mit systemischem Denken konsistente Praxis der Heimerziehung zu entwickeln: Vom Aufnahmeverfahren bis zur Entlassung, von der Krisenintervention bis zur Familienpädagogik, vom Umgang mit Heimmitarbeitern bis zu Organisationsfragen." Zum vollständigen Text…
Monday, March 19. 2012
Wie verändert sich das Bild mentaler Prozesse im Zeitalter der Hirnforschung in der Alltagspsychologie? Der Forscher Paul Rodriguez, der sich u.a. mit methodologischen Fragen im Zusammenhang mit bildgebenden Verfahren beschäftigt, hat 2006 eine interessante Arbeit veröffentlicht, in der er - in Anschluss an die metapherntheoretischen Konzepte von Lakoff und Johnson - anhand von Beispielen aus den öffentlichen Diskursen zeigt, wie die Idee des Gehirns zunehmend ein Konzept mentaler Zustände ersetzt. Im Abstract heißt es: "What is the influence of neuroscience on the common sense way we talk about behavior and mental experience? This article examines this influence and the diffusion of neuroscience terms as it appears in everyday language that reflects shared cultural knowledge. In an unsolicited collection of speech acts and metaphors I show that the word “brain” often substitutes for “mind” and brain states are often asserted as the cause of mental states. I also present several examples of visual depictions of the brain, including modern brain scans, which have become the basis for new cultural symbols that are identified with mental experience. Taken together, the linguistic and visual brain metaphors highlight the concrete nature of the brain in contrast to the abstract nature of the mind. This, in turn, provides a physical dimension to the way we conceptualize mental phenomena in ordinary language. Thus, a modern folk neuropsychology is emerging which provides an alternative, reductionist, and sometimes competing network of concepts for explaining the mind in comparison to conventional folk psychology." Zum vollständigen Text…
Friday, March 16. 2012
Ein Artikel bei Spiegel-Online Wissenschaft gibt die Ergebnisse einer interessanten Studie von Forschern an der University of British Columbia in Vancouver über Falsch-Diagnosen bei ADHS. Darin heißt es: "Bei früh eingeschulten Kindern wird besonders häufig eine Aufmerksamkeitsstörung ADHS diagnostiziert und behandelt. Ihr im Verhältnis zu älteren Klassenkameraden unreiferes Verhalten wird häufig irrtümlich als krankhaft interpretiert, wie kanadische Forscher in einer Studie mit fast einer Million Grundschulkindern herausgefunden haben. Besonders hoch sei das Risiko für Fehldiagnose und falsche Behandlung bei Kindern, die kurz vor dem Stichtag für das Einschulungsalter Geburtstag hatten. Sie seien typischerweise die jüngsten und unreifsten ihrer Klasse, berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin "Canadian Medical Association Journal". Analysen bestätigten die Befürchtungen, dass Kinder innerhalb der normalen Spannbreite des Verhaltens zunehmend mit Medikamenten behandelt werden, sagt Erstautor Richard Morrow von der University of British Columbia in Vancouver. Jüngere Kinder einer Klasse würden aufgrund ihres alterstypischen Verhaltens häufig falsch eingeschätzt. Die Studie zeigte, dass ADHS-Diagnosen bei solchen Kindern um 39 Prozent erhöht seien und die Gabe von Medikamenten sogar um 48 Prozent. Angesichts dieser Zahlen warnen die Forscher davor, Kinder unnötig den potentiellen Schäden und Langzeitfolgen einer Fehldiagnose und medikamentösen Behandlung auszusetzen. Denn Mittel gegen ADHS wie Methylphenidat können sich negativ auf den Appetit, das Wachstum und den Schlaf der Kinder auswirken. Auch das Risiko für spätere Herz-Kreislauf-Erkrankungen sei erhöht, sagen die Wissenschaftler. Außerdem verhielten sich Eltern und Lehrer gegenüber ADHS-Kindern häufig anders. Das wiederum könne zu psychischen Folgen wie einem schlechten Selbstwertgefühl bei den Kindern führen. "Diese Studie wirft Fragen für Ärzte, Lehrer und Eltern auf, wir müssen uns fragen, was sich ändern muss", sagt die Psychiaterin Jane Garland, Mitautorin der Studie von der University of British Columbia. Man müsse zukünftig stärker auf das relative Alter der Kinder achten und auch mehr ihr Verhalten außerhalb der Schule für die Einschulungstests in Betracht ziehen. Für ihre Studie hatten die Forscher Daten von 937.943 Kindern im Alter von sechs bis zwölf Jahren ausgewertet und den gesundheitlichen Werdegang dieser Kinder über elf Jahre hinweg verfolgt. Alle Kinder wurden in der kanadischen Provinz British Columbia eingeschult, wo der Stichtag für die Einschulung am 31. Dezember liegt. Kinder, die kurz vor diesem Datum Geburtstag haben, dürfen im Folgejahr in die erste Klasse gehen; Kinder, die erst Anfang Januar geboren sind, müssen ein Jahr warten. In Deutschland ist der Stichtag je nach Bundesland verschieden, liegt aber bei den meisten im Sommer. Der Effekt des relativen Alters auf die ADHS-Diagnosen sei in der gesamten Studienzeit und bei Kindern aller untersuchten Altersklassen zu beobachten gewesen, sagen die Forscher. Immer seien die im Dezember geborenen Kinder stärker betroffen gewesen als die im Januar geborenen und daher später eingeschulten Kinder. Das gelte sowohl für Mädchen als auch für Jungen, obwohl Jungen insgesamt bis zu dreimal häufiger mit der Aufmerksamkeitsstörung diagnostiziert und entsprechend behandelt werden. Warum Jungen stärker betroffen sind, ist noch nicht eindeutig geklärt. Vermutungen nach könnte dies aber an der leicht unterschiedlichen Ausprägung der Symptome bei beiden Geschlechtern liegen: Jungen mit ADHS werden oft durch Hyperaktivität und impulsives Verhalten auffällig, bei Mädchen äußert sich die Aufmerksamkeitsstörung häufiger durch Verträumtheit und Unkonzentriertheit - und wird daher möglicherweise seltener erkannt." Zum vollständigen Text…
Thursday, March 15. 2012
 Die Einführungen in systemische Theorie- und Praxisfelder sind eine der erfolgreichten Reihen im Carl-Auer Verlag Heidelberg. Fritz B. Simon ist nicht nur Verleger, sondern gleichzeitig auch einer der produktivsten und erfolgreichsten Autoren seines Hauses und hat in dieser Reihe schon Einführungen in die systemische Organisationstheorie, systemische Wirtschaftstheorie, die Systemtheorie des Konflikts und eine Einführung in Systemtheorie und Konstruktivismus vorgelegt. In diesem Jahr erscheint seine Einführung in die Theorie des Familienunternehmens, ein Feld, dessen systemtheoretische Bearbeitung er als (Gründungs-)Professor für Führung und Organisation am Institut für Familienunternehmen der Universität Witten/Herdecke maßgeblich mitentwickelt hat. systemagazin bringt als Leseprobe das Kapitel 5 "Das Unternehmen". Zum vollständigen Text geht es hier…
Wednesday, March 14. 2012
 Ross Ashby war ein britischer Psychiater, Neurowissenschaftler und Mathematiker und neben Grey Walter, Gregory Bateson, Gordon Pask und Stafford Beer einer der bedeutenden Vertreter der Kybernetik auf der britischen Insel (Foto: wikipedia.de). Eine Zeit lang arbeitete er auf Einladung von Heinz von Foerster an dessen Biological Computer Laboratory am Department of Electrical Engineering an der University of Illinois, an dem viele Konzepte entwickelt worden sind, die die systemische Theorie und die Kybernetik vorangebracht haben. Heinz von Foerster hat auch gemeinsam mit G.W. Zopf 1962 den Band "Principles of Self-Organization: Transactions of the University of Illinois Symposium" (Pergamon Press: London, UK, S. 255-278) herausgegeben, in dem der Aufsatz Ashbys mit dem Titel "Principles of the self-organizing system" erschienen ist. Dieser Artikel ist längst ein Klassiker der kybernetischen Literatur geworden, die Zeitschrift E:CO hat ihn 2004 noch einmal neu veröffentlicht, er ist auch online zu lesen, und zwar hier…
Tuesday, March 13. 2012
Das SYMPA-Forschungsprojekt über Systemische Methoden in der Psychiatrischen Akutversorgung ist schon öfter an dieser Stelle Thema gewesen. Hier ist ein Link zu einem Artikel, der im Kontext 2009 erschienen ist. "Ausgehend von einer Beteiligung am Forschungs- und Qualifizierungsprojekt SYMPA (SYstemtherapeutische Methoden in der Psychiatrischen Akutversorgung) werden die strukturellen und konzeptionellen Veränderungen in einem Fachkrankenhaus für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik dargestellt. Neben der Darstellung der wichtigsten Forschungsergebnisse sowie des Projektdesigns steht im Fokus der Betrachtung die Praxis der systemischen Familientherapie in der Klinik, die Genogrammarbeit, die stationsübergreifende Intervision sowie der Einsatz des Reflecting-Teams und schließlich die Sicherstellung einer systemischen Orientierung in der Stationsarbeit. Die Einführung des Sympa-Handbuchs sowie eine berufsgruppenübergreifende systemische Qualifizierung der Mitarbeiter sind die Basis der Verankerung systemischer Konzepte in der Akutpsychiatrie". Autoren sind Bernward Vieten, Daniela Engelbrecht, Beate Joachimsmeier, Wolfgang Möller, Christine Oertzen, Klaus von Wrede und Frank Zimmerer. Zum vollständigen Text geht es hier…
Friday, March 9. 2012
 Online-Beratung ist auf dem Vormarsch: mit der zunehmend selbstverständlichen Nutzung von Online-Medien verliert sie zusehends den Nimbus des Exotischen. Klaus Fieseler und Karin Hentschel bieten in Korbach eine Online-Beratungs-Präsenz an und haben zum Thema im e-beratungsjournal.net (7. Jahrgang, Heft 2, Artikel 6) einen Artikel über ihre Praxis verfasst: "Online-Beratung wird in Fortbildungen als eigene Methode vermittelt, die Kopplung mit speziellen Beratungsansätzen in Theorie und Ausbildung ist bisher kaum erfolgt. Systemische Beratung wird in vielfältigen Arbeitskontexten angewendet und kann auch das Feld der Online-Beratung erschließen. Dabei werden die Bedingungen des asynchronen Online-Settings mit entschleunigter Kommunikation und Kanalreduzierung für die Steuerung des Beratungsprozesses und sprachlich minutiös vorbereitete systemische Interventionen genutzt und bieten Vorteile gegenüber Face-to-face-Beratung. Fortbildungen, Intervision und Supervision in systemischer Online-Beratung ermöglichen konzeptionelle Weiterentwicklung." Zum vollständigen Text
Tuesday, March 6. 2012
Identität vermittelt sich durch Geschichten. In Geschichten wird deutlich, wie wir uns in privaten und öffentlichen Bezügen positionieren. In Hinblick auf den Stellenwert von Familien- und Liebesbeziehungen sind diese Geschichten aber immer in das Spannungsfeld öffentlicher und privater Narrative eingespannt, die über Rollenvorstellungen, Werte und soziale Erwartungen im jeweiligen Kontext Auskunft geben. In einer empirischen Untersuchung haben Mary Breheny und Christine Stephens von der Massey University in Neuseeland die Narrative von älteren Menschen auf die Handhabung unterschiedlicher und widersprüchlicher Normen untersucht, die sich aus diesem Spannungsfeld ergeben. Ihr Text ist im neuen Online-Journal "Narrative Works: Issues, Investigations, & Interventions" erschienen: "Attempts to understand difficult family relationships have ignored the inextricable links between positive and negative relationships. Narrative analysis provides insight into complex relationships within social context. We analysed interviews with older people in New Zealand using levels of narrativity to reveal the negotiations required to manage personal identity at the intersection of competing public narratives. Participants and interviewers used public narratives of family life that reinforce family roles while simultaneously drawing upon alternative narratives of identity and morality. Investigating narratives of difficult family relationships reveals the influence of dominant social norms on the negotiation of social identities through personal stories." Zum vollständigen Text…
Monday, March 5. 2012
 Moritz Renner ist Jurist und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für deutsches, europäisches und internationales Privat- und Wirtschaftsrecht an der Humboldt-Universität zu Berlin (Foto: www.moritzrenner.de). In einem Beitrag für die Schweizer Zeitschrift Ancilla Juris, die sich mit Grundlagenfragen der Rechtstheorie auseinandersetzt, schreibt er über den Gerechtigkeitsbegriff Niklas Luhmanns: "Niklas Luhmanns systemtheoretische Rekonstruktion der „Kontingenzformel Gerechtigkeit“ gilt als der anspruchsvollste Versuch einer positivistischen Gerechtigkeitstheorie. Der Versuch zielt darauf ab, den Begriff der Gerechtigkeit aus den Operationen des Rechtssystems selbst zu entwickeln und setzt an der formalen Konsistenz rechtlicher Entscheidungen an. Vielfach ist Luhmanns Theorie daher ihr vermeintlicher Verlust der Einzelfallgerechtigkeit vorgeworfen worden. Neuere, an der Dekonstruktion orientierte Luhmann-Interpretationen begegnen diesem Einwand, indem sie die Offenlegung der Selbstwidersprüche des selbstreferentiellen Rechtssystems als eine Form der Rechtskritik auffassen, welche dem Rechtsdiskurs zwar immanent bleibt, zugleich aber auf die Möglichkeit seiner Transzendierung verweist." Zum vollständigen Text…
Friday, March 2. 2012
 Im Januar wurde an dieser Stelle der Tagungsband "Selbstorganisation von Wissenschaft" vorgestellt, der die Beiträge zur 16. Jenaer Herbstakademie beinhaltet. Darin befindet sich auch ein Beitrag über ein spannendes Forschungsprojekt an der Schnittstelle von Kunst und Wissenschaft, von "Ästhetik und Physiologie", der von Wolfgang Tschacher (Foto: Researchgate.net), Jeanette Bischkopf und Martin Tröndle verfasst worden ist. Seinen Ausgangspunkt nimmt der Beitrag an der Idee der zwei Kulturen des Physikers und Schriftstellers C.P. Snow aus den 50er Jahren, mit der dieser die Spaltung der westlichen Gesellschaft in eine natur- und eine geisteswissenschaftliche Kultur beschreibt. Die Autoren schreiben hierzu: "Die so entstandene Dualität oder gar Pluralität in den Wissenschaften mag sehr einleuchtend erscheinen, produziert aber auch zahlreiche Probleme und Grenzfälle. In einem Kernbereich der Naturwissenschaften, der Quantenmechanik, ist etwa die Beobachterunabhängigkeit einer Messung nicht gegeben (Heisenbergs Unschärferelation). Aus der Disziplinenaufteilung ausgeklammert werden zudem oft die sogenannten Strukturwissenschaften (Systemtheorie, Kybernetik, Mathematik, Informatik). Allerdings kann sogar dieser Gruppe von methodenorientierten Wissenschaften die auch sonst geltende Dualität angesehen werden: Beispielhaft ist die Ausdifferenzierung der Systemtheorie in eine interpretierende, soziologisch geprägte Systemtheorie (Luhmann 1984) und eine synergetische, naturwissenschaftliche Systemtheorie (Haken 1990). Weiterhin bestehen unklare Zuweisungen, etwa bei Disziplinen wie Geologie, Astronomie und Kosmologie. Diese (Natur-)Wissenschaften können ja ihren Gegenstand nur eingeschränkt experimentell untersuchen und behandeln überwiegend historische Sachverhalte. In diesen Fällen hat sich die naturwissenschaftliche Perspektive durchgesetzt, die sich zusätzlich aber hermeneutischer Methoden bedient. Ein anderer Grenzfall ist die Sprachwissenschaft: Sprache besteht aus Objekten, die allein deshalb existieren, um für anderes zu stehen und Bedeutung zuzuweisen; andererseits sind sprachliche Sachverhalte leicht experimentell zu variieren und objektiv festzuhalten. Die Wissenschaft von der Sprache hat sich entsprechend in zwei unterschiedliche Gruppen von Wissenschaften entwickelt, die eher naturwissenschaftlichen (z. B. Phonologie) und die eher geisteswissenschaftlichen (z. B. die Philologien). Gewissermaßen im Überschneidungsbereich der beiden Wissenschaftskulturen liegt schließlich die Psychologie." Im Forschungsprojekt eMotion wird unter anderem versucht, das Erleben der Schönheit von Kunstwerken in einer Ausstellung mit einer psychophysiologischen Methode zu operationalisieren, dies alles auf der Basis synergetischer Grundannahmen. Dieser Beitrag kann man im Wissenschaftler-Netz researchgate herunterladen, und zwar hier…
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