Friday, October 21. 2011
Die Mitgliederzeitschrift Iss'es des Hamburger Institutes für Systemische Studien bringt nach und nach Beiträge aus den vergangenen Jahren online – auf eine schön gestaltete webseite, deren Besuch sich lohnt. Heute möchte ich auf zwei Beiträge von Tom Levold und Kurt Ludewig aufmerksam machen, die zum Anlass und im KonteExt eines Jubiläums im Jahre 2008 entstanden sind. Stephan Baerwolff, der die website des ISS betreut, schreibt in seiner Einführung: “Die Wissenschaftliche Jahrestagung des ISS fand am 28.1.2008 in einem besonderen Rahmen statt: Zu Ehren des 65. Geburtstages unserer Gründungsmitglieder Nr. 1 und 2, Rosemarie Schwarz und Kurt Ludewig, waren drei hochkarätige Referenten eingeladen, unter ihnen Tom Levold. Statt seichter Lobhudelei bot er in seinem Vortrag eine inhaltsreiche und kritische Auseinandersetzung mit dem Mitglieds-Konzept, einem Herzstück der klinischen Theorie des Jubilars Kurt Ludewig. Warum Tom Levold das Konzept „Person“ bevorzugt, lesen Sie hier ebenso wie eine kurze Replik von Kurt Ludewig (dessen ausführliche Auseinandersetzung mit diesem Thema findet sich im Heft 3/2011 der Familiendynamik in seinem Artikel „Psychische Systeme – ein nützliches Konzept für die systemische Praxis?“
Zu den Texten geht es hier…
Thursday, October 20. 2011
In einem interessanten Text erzählt Claus Pias, Professor für Medientheorie und Mediengeschichte an der Universität Lüneburg, vom Experiment einer kybernetischen Steuerung der Nationwirtschaft in Chile zu Zeiten des ermordeten Präsidenten Allende, das durch den englischen Kybernetiker Stafford Beer entwickelt und geleitet wurde und dem durch den Putsch Pinochets ein blutiges Ende bereitet wurde, bevor es mögliche Erfolge unter Beweis stellen konnte. Diese Geschichte stellt Pias in den Kontext einiger Reflexionen zum utopischen Gehalt der Kybernetik: "hat mindestens vier Fragen aufgeworfen: Erstens nach der Produktivität einer Unruhe oder Beunruhigung; zweitens nach dem (möglicherweise katastrophischen) Zusammenspiel von Utopie, Politik und Technologie; drittens nach dem Verhältnis von utopischen Entwürfen und praktischen Problemlösungen; und viertens nach der Rolle der Technik als Medium des Utopischen. Die folgenden, gewiß groben Skizzen sollen versuchen, diese Fragen noch einmal nachzuzeichnen – allerdings weder diagnostisch (mit Blick auf die Gegenwart) noch spekulativ (mit Blick auf die Zukunft), sondern entlang eines historischen Beispiels, das nur wenige Jahrzehnte zurückliegt und bisher nicht unter dem Begriff des Utopischen verbucht wurde. Es geht um die Kybernetik als Utopie und zugleich Theorie der Unruhe selbst und damit um jene neue Wissensordnung, die sich selbst niemals als »Utopie« bezeichnete und fast niemals das Wort »Universalwissenschaft« benutzte, obwohl sie deutliche Züge der Utopie trug und deutliche Ansprüche einer Universalwissenschaft niemals leugnen konnte." Der Text ist 2003 im von J. Rüsen herausgegebenen Band "Die Unruhe der Kultur. Potentiale des Utopischen" (Weilerswist, Velbrück) erschienen und hier online zu lesen…
Wednesday, October 19. 2011
Eine 1996 als Diplom-Arbeit an der pädagogischen Fakultät Oldenburg von Klaus Peter Albrecht befasst sich mit Sucht aus systemischer Perspektive: "Ausgehend von der grundlegenden Annahme, daß es sich bei Sucht nicht um die Erkrankung eines einzelnen Individuums, sondern um eine Beziehungsstörung handelt, deren Genese nur im Kontext des sozialen Umfeldes (insbesondere der Familie) und der Gesellschaft verstanden und therapiert werden kann, wird die im westlichen Kulturkreis am weitesten verbreitete Suchterkrankung, die Alkoholabhängigkeit, dargestellt. Dabei finden das familiendynamische Konzept der Heidelberger Schule (Stierlin et.al.), das Konzept der Co-Abhängigkeit, systemische "Phasenmodelle" (Steinglass, Hallmaier) und Rollenkonzepte (Wegscheider, Cleveland) ebenso Berücksichtigung, wie von der Familientherapie entwickelte systemische Therapieansätze (u.a. Mailänder Schule, Minuchin, de Shazer) für die ambulante und/oder stationäre Behandlung". Die Arbeit ist auf dem Server der Uni Oldenburg zu lesen, allerdings sind die einzelnen Kapitel in separate PDFs aufgeteilt. Zur vollständigen Arbeit geht es hier…
Friday, October 14. 2011
 In den "Systemischen Notizen" der Wiener Lehranstalt für systemische Familientherapie hat Helmut de Waal in der Ausgabe 3/2003 einen schönen Text über den therapeutischen Umgang bzw. den Umgang von Therapeuten mit Ungewissheit verfasst, der auch online zu lesen ist. Die Zusammenfassung: "Der Zweifel ist immer von Gefühlen begleitet, die uns meist überraschen. Er changiert zwischen Wundern und Peinlichkeit. Das macht unser Leben unsicherer und reicher, auch wenn wir die damit verbundenen Einsichten und Erfahrungen ursprünglich lieber vermieden hätten. Der Zweifel ist eminent wichtig, v.a. wegen seiner Wirkung, nicht (nur) der therapeutischen. Der Zweifel macht bescheiden und deswegen gewappnet gegen die einzige Todsünde des Therapeuten, die Idee er bewirke etwas, er brächte das Wunder hervor - das ist guruhaft, auch ok., aber das ist dann etwas Anderes, eher etwas für Religionsgründer als für die Psychotherapie. Zweifel erspart uns so viel Mühe, v.a. die der Arroganz. Der Zweifel sollte keinesfalls utilisiert werden, das hat er nicht verdient, auch nicht von einer Therapieform, die in der Nutzung des Hinderlichen eine ihrer Stärken sieht. Das hieße den Bock zum Gärtner machen und – abgesehen davon, dass der Bock vielleicht kein guter Gärtner ist, er fehlt dann auch der Herde, ohne ihn wird sie nicht gedeihen. Anders gesagt: Der Zweifel ist zu fruchtbar um gleich genutzt zu werden. Der Zweifel steht dem Glauben gegenüber, nicht entgegen. Glaube und Zweifel sind Positionen, die nicht auf Dauer aufrecht erhalten werden können. Wer nur zweifelt, der verzweifelt, wer nur glaubt sieht alle Erfahrung im ewig gleichen Licht. Was wäre der Sinn des Zweifels für die Therapie? „Technisch“ gesprochen keiner, er mahnt uns aber ständig an die Vorläufigkeit unseres beruflichen Handelns und die Abhängigkeit dieses Handelns von außertherapeutischen Wirkungen und Kontexten. Der Therapeut ist immer ungewiss und deswegen neugierig und immer wieder auf der Suche nach der neuen maßgeschneiderten Lösung. Der Therapeut weiß nichts und kann nichts, wenn er sich hinsetzt und zu arbeiten beginnt. Er fängt immer wieder von vorne an, jeden Tag. Das ist das Schöne und Schöpferische an seiner Arbeit. Der Zweifel ist der notwendige Preis dafür. Der Glaube ist die Münze, in der wir diesen Preis zahlen können ohne zu verzweifeln." Zum vollständigen Text…
Wednesday, October 12. 2011
 In der Ausgabe 3/2011 des Coaching-Magazins, die seit kurzem online zur Verfügung steht, gibt es einen kurzen Essay von Bernhard Pörksen über die unterschiedlichen Spielarten des Konstruktivismus, der zum Schluss für einen "subversiven Konstruktivismus" plädiert: "Ein subversiver Konstruktivist lässt sich seine Themen und seine Herangehensweise nicht extern diktieren und arbeitet nie direkt mit den Argumenten und Ansichten der gegnerischen Position, sondern er spielt mit ihnen, denkt sie weiter und zu Ende, versucht, ihre Konsequenzen auszuleuchten. Der subversive Konstruktivist macht nicht den Fehler, sich in die jeweils abgelehnte Wirklichkeit zu verbeißen – und dadurch zu einem dogmatischen Anti-Dogma- tiker zu werden, der dem Gegner an Starrheit und Hartherzigkeit in nichts nachsteht. Er verkündet kein neues Dogma, sondern versteht seine Denkanstöße und Kopfnüsse als eine Medizin gegen den Dogmatismus selbst." Zum vollständigen Text…
Sunday, October 9. 2011
 In einem Beitrag für systhema hat sich Angela Eberding 1996 Gedanken über die Arbeit mit Familien türkischer Herkunft mit chronisch kranken Kindern in der Kinderklinik gemacht: "Die Klientel in Kinderkrankenhäusern ist nicht monokulturell deutsch, und die psychosoziale Versorgung muß auch chronisch kranke Migrantenkinder (türkischer Herkunft) und ihre Familien mit einbeziehen. Die Unterstützung familiärer Bewältigungsstrategien von Migrantenfamilien erfordert auf seiten der professionellen MitarbeiterInnen interkulturelle Kompetenz und in den meisten Fällen Kenntnisse in der Muttersprache der Familien. Voraussetzung für adäquate Bera- tungsarbeit ist daher die Weiterbildung des einheimischen Personals bzw. die Beschäftigung von MuttersprachlerInnen". Zum vollständigen Text…
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