Sunday, January 24. 2010
 Im Internet ist ein längeres 3Sat-Interview mit Dirk Baecker über die Notwendigkeit von Therapie und die Therapeutisierung der Gesellschaft zu sehen, das sich anzusehen lohnt (Dank an Marco Wegner für den Hinweis). Da die Inhalte der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten aufgrund des Lobby-Drucks der Privaten Sender nur begrenzt online zur Verfügung stehen, empfehle ich baldige Betrachtung (mit Klick auf das Bild).
Friday, January 22. 2010
Auf dem Montrealer "International Congress of Psychology" 1996 und den "Annual meetings of the Society for Chaos Theory in Psychology and Life Sciences" 1998 in Boston schlug der New Yorker Chaostheoretiker Matthijs Koopmans ein Update des klassischen Double-Bind-Konzeptes von Gregory Bateson mithilfe der Theorie nicht-linearer Systeme, der Autopoiese-Theorie und der Chaostheorie vor, das man online lesen kann: "Recent developments in Nonlinear Dynamical Systems theory enable us to address a number of unresolved issues in connection with Gregory Bateson's double bind theory. This paper conceptualizes the origin of double bind interactions in terms of bifurcations, which occur when interaction in family systems becomes highly unpredictable, and in terms of situations in which the newly emerging attractor is incompatible with the processes through which the system maintains its integrity. This conceptualization forges previously unexamined links between double bind and the differentiation of social systems, between double bind and autopoiesis, and between double bind and chaotic behavior. It is further argued in this paper that our ability to describe double bind in terms of Russell's paradox does not require that we assume a theory of logical types." Zum vollständigen Text…
Saturday, January 16. 2010
Aufmerksame LeserInnen des systemagazin sind hier schon das eine oder andere Mal über Harald Wasser gestolpert. Der 1960 geborene promovierte "Hörfunker" (mit Studium der Philosophie, Germanistik und Ethnologie - und Motto: "Der Theoretiker ist immer der Hase. Nie der Igel.") hat mit einigen bemerkenswerten Aufsätzen über Systemtheorie und Psychoanalyse auf sich aufmerksam gemacht. in seiner hier verlinkten Glosse befasst er sich mit dem merkwürdigen Umstand, dass Luhmann eine Reihe von Theoretikern auf eine höchstpersönliche Weise zitiert (ohne ihre inhaltlichen Ansätze wirklich aufzugreifen oder zu integrieren), Philosophen dagegen durchaus viele Konzepte und Ideen verdankt, ohne sie zu zitieren. Auf jeden Fall eine vergnügliche und zum Nachdenken anregende Lektüre. Zum vollständigen Text…
Thursday, January 14. 2010
 Auf der website von Gaby Belz, Organisationsentwicklerin und Coach aus der Schweiz, habe ich den Text eines brillianten Vortrags des Soziologen Athanasios Karafillidis (Foto: http://www.ifse.de) gefunden, den dieser 2005 zum 10-jährigen Jubiläums der beruflichen Selbständigkeit von Gaby Belz über die Rolle von Planung in Organisationen gehalten hat: "Erstens ist Planung selbst nichts anderes als Kommunikation, nämlich Kommunikation zwischen Planendem und Geplantem, in unserem Fall: zwischen Planer und Organisation. Der Planer eröffnet der Organisation und die Organisation dem Planer Freiheitsgrade und setzt sie zugleich unter Bedingungen, so dass ein Spiel in Gang gesetzt wird, das Kausalitäten zwar voraussetzt, selbst aber keine Kausalität, sondern Kommunikation ist. Die Kommunikation der Planungsabsicht verändert die Organisation auf eine Art und Weise, die durch Planung nicht mitberücksichtigt werden kann. Die Mitarbeiter richten sich darauf ein, dass sie geplant werden. Das macht die Organisation für die Planung unvorhersehbar. Zweitens geschieht Planung immer im Kontext anderer Kommunikation, und Kontext bedeutet, dass intern und extern andere Kommunikation gleichzeitig mitläuft und allein deshalb schon nicht beeinflusst werden kann. Die Gegenwart der Organisation ist für Planung unerreichbar. Und daraus ergibt sich drittens, dass Planung kommuniziert werden muss, um in der Organisation einen Effekt zu haben, aber genau deswegen auch zum Scheitern verurteilt ist. Es gibt anschließend tausend gute Gründe, vom Plan auch wieder abzuweichen oder ihn zu sabotieren. Mikropolitische Interessen sind für Planung unkalkulierbar. Wenn ich folglich über Planung und Kommunikation rede, bedeutet das, kurz gesagt, darauf aufmerksam zu machen, dass Planung im System beobachtet wird und sich als Planung beobachtet weiß." Zum vollständigen Text…
Saturday, January 9. 2010
In der Zeitschrift für Medizinische Psychologie 18(2009) erschien ein Aufsatz von Aike Hessel, Elmar Brähler, Michael Geyer und Christiane Eichenberg zur Einkommensituation niedergelassener PsychotherapeutInnen, der auch online zugänglich ist. Im Abstract schreiben sie: "Zwischen dem hohen Maß der durch niedergelassene Psychologische Psychotherapeuten erbrachten Leistungen auf der einen Seite und der geringen finanziellen Honorierung derselben auf der anderen Seite besteht ein auffälliges Missverhältnis. Im Jahr 2004 berichtet fast die Hälfte (47.2 %) aller an einer Befragung teilnehmenden Psychotherapeuten aus mehreren Bundesländern in Ost- und Westdeutschland ein Nettoeinkommen von lediglich maximal 30 000 Euro pro Jahr (entspricht maximal 2500 Euro/Monat) und mehr als ein Drittel der befragten Psychotherapeuten (36.6 %) gibt an, sich (und die eigene Familie) mit dem Einkommen nicht ausreichend unterhalten zu können. Besonders stark betroffen sind 11.5 % der teilnehmenden Psychotherapeuten, die mit einem Einkommen von maximal 30 000 Euro/Jahr Haupt- oder Alleinverdiener ihrer Familie sind und Kinder im Haushalt zu versorgen haben. 53 % dieser Kollegen können nach ihren eigenen Aussagen ihre Familie nicht ausreichend versorgen." Zum vollständigen Text…
Friday, January 8. 2010
 Im August 2009 hat Stefan Seydel Gesa Ziemer für rebell-tv interviewt, die als Professorin in den Bereichen Kulturtheorie, Philosophie und Ästhetik an der Zürcher Hochschule der Künste lehrt und zudem Studiendekanin an der HafenCity Universität Hamburg im Studiengang "Kultur der Metropole" ist und auf angenehm unaufgeregte Weise über ihre Ansichten zu Wissen, Forschen, Kritik und Beraten spricht, sehr anregend und interessant. Zum Interview…
Wednesday, January 6. 2010

Basierend auf ihrer Untersuchung der Erzählungen von Sexualstraftätern, die die Autoren auch als Buch veröffentlicht haben (systemagazin veröffentlichte einen Vorabdruck), haben die Autoren Michael B. Buchholz, Franziska Lamott, Kathrin Mörtl in Heft 1 der Zeitschrift "Recht & Psychiatrie" einen Beitrag veröffentlicht, der sich mit der Frage des Umgangs mit der eigenen Schuld bei Sexualstraftätern befasst. "Die Therapie wurde in der sozialtherapeutischen Abteilung eines Gefängnisses durchgeführt, die videografierten Sitzungen wurden transkribiert und im Anschluss daran analysiert. Dabei richtete sich das Erkenntnisinteresse auf die Frage, inwieweit die Täter über ein Bewusstsein ihrer Schuld verfügen. Am Material kann gezeigt werden, wie die Gruppenteilnehmer ihr Wissen um die Schuld und das Unrecht ihrer Tat auf rhetorisch kunstvolle Weise verbergen. In Verbindung mit dem Konzept des »impliziten Wissens«, werden Folgerungen für die therapeutische Praxis angeregt." Zum vollständigen Text…
Sunday, January 3. 2010
Hans Christoph Micko ist emeritierter Professor für Psychologie an der Universität Marburg sowie an der Technischen Universität Braunschweig. Sein Lehrgebiet ist die Sozialpsychologie und Mathematische Psychologie. Für die aktuelle Ausgabe des "e-Journal Philosophie der Psychologie" (Nr. 13) hat er ein Plädoyer für einen "Gemässigten Konstruktivismus" verfasst: "Der naive Realist hält die Welt jenseits des Bewusstseins für eine Tatsache, der radikale Konstruktivist für eine Einbildung. Dazwischen stehen der kritische Realist, der die Welt für eine notwendige Einbildung hält, die es rechtfertigt, sie als Tatsache zu betrachten, und der gemäßigte Konstruktivist, der die Welt für eine Einbildung hält, welche praktischen Zwecken dienlich, jedoch Erkenntniszwecken abträglich ist und daher je nach Zielsetzung als Tatsache oder Einbildung betrachtet werden sollte." Micko zufolge "sollte die Psychologie in der Lage sein, effektive Methoden zu entwickeln, das sachgemäße Erleben der Wahrnehmungsgegenstände als Bewusstseinsinhalte einzuüben. Damit würde sie den Menschen Zugang zu einem Bereich der empirischen Wirklichkeit des Bewusstseins eröffnen, der ihnen, anders als der Bereich der Erinnerungs- und Fantasievorstellungen oder Gedanken, wegen der schon präattentiven Interpretation von Perzepten als Objekte einer Außenwelt gewöhnlich verschlossen ist." Diese Überlegungen führen ähnlich wie bei Francisco Varela zu meditativen bzw. buddhistischen Konzepten der Wahrnehmung von Wahrnehmungsgegenständen (percepts) als Bewusstseinsinhalte statt als "Gegenstände der Welt". Zum vollständigen Text…
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