
"Luhmanns und Bourdieus Systemtheorie und Strukturalismus nehmen beide Abstand von Theoriemustern, die man zunächst von Systemtheorie und Strukturalismus erwartet. Weder Systeme noch Strukturen gelten hier als eine Art objektive Wirklichkeit, als deren Entäußerung das Besondere nur anzusehen sei. Vielmehr geht es beiden um die
Dynamisierung von Systemen und Strukturen. Sowohl die
ereignistheoretische Perspektive Luhmanns als auch die
praxistheoretische Soziologie in Bourdieus Sinne sind
operative Theorien, die Ganzeheiten als Folge emergenter Operationen ansehen und die
als Ganzheiten nur einem Beobachter zugänglich sind - etwa einem wissenschaftlichen Beobachter, der sich freilich nicht nur für die vordergründige Sichtbarkeit interessiert, sondern für den Anschlusszusammenhang,
in dem Praxis möglich ist. Exakt deshalb interessieren sich sowohl Bourdieu als auch Luhmann für die
operative Dekonstruktion von Strukturen." (In: Der soziologische Diskurs der Moderne. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2006, S. 252).