Friday, June 20. 2008
 Nachdem Fritz Simon seine Einführung in die systemische Organisationstheorie gewissermaßen "live" im Carl-Auer-Blog geschrieben und damit der Leserschaft schon vorab das Angebot gemacht hat, Kommentare und Diskussionsbeiträge beizusteuern, startet er nun einen neuen Blog auf der website der "revue für postheroisches management", in dem es um eine Einführung in die systemische Wirtschaftstheorie geht: "mit wenigen Ausnahmen (z.B. Säuglingen) nimmt heute jeder Mensch aktiv am Wirtschaftssystem teil. „Die“ Wirtschaft bestimmt heute die Lebensbedingungen eines jeden Einzelnen wohl mehr als je zuvor. In dieser „Einführung in die systemische Wirtschaftstheorie“ wird versucht, die Gesetzmäßigkeiten der Wirtschaft und des Wirtschaftens aus einer konstruktivistisch-systemtheoretischen Perspektive zu analysieren und darzustellen. Dabei geht es um die individuelle und kollektive Überlebensfunktion des Wirtschaftens, die Produktion und Verteilung knapper und mehr bzw. weniger austauschbarer Güter, die Wirkung von Geld als Kommunikationsmedium, die Beziehung von Gesellschaft und Wirtschaft und die Auswirkungen auf unser aller tägliches Leben." Es besteht die Möglichkeit, zu jedem Eintrag von Fritz Simon einen Kommentar abzugeben. Allerdings ist der Text sehr leseunfreundlich in enger weißer Schrift auf schwarzem Grund gestaltet, das sollte vielleicht noch einmal überdacht werden. Ich wünsche Fritz Simon viel Erfolg mit diesem Projekt
Tuesday, June 10. 2008
 Von Oliver König sind im systemagazin schon manche Beiträge erschienen. 2004 ist von ihm "Familienwelten. Theorie und Praxis von Familienaufstellungen" erschienen, eines der besten Bücher über Aufstellungsarbeit überhaupt, das zur Lektüre eindringlich empfohlen sei. Im systemagazin wurde es von Ulle Jäger besprochen. Nun ist auf dem zu neuem Leben erwachten Supervisionsportal ein Auszug aus diesem Buch erschienen, der sich u.a. mit der Aufstellungsarbeit als Weiterentwicklung von Psychodrama und Familienrekonstruktion beschäftigt.  Ein wichtiger Unterschied dabei ist die Arbeit mit Stellvertretern: "In dieser Trennung der Arbeit an Strukturen im Stellvertretersystem einerseits und der Arbeit an den emotionalen Prozessen und Stellungnahmen des Protagonisten innerhalb und gegenüber den Beziehungen in diesen Strukturen andererseits, liegt eine wesentliche konzeptionelle Grundidee und Weiterentwicklung der Aufstellungsarbeit gegenüber ihren Vorläufern. Ausgegangen wird dabei davon, daß die Arbeit im Stellvertretersystem die Strukturen und Dynamik der dargestellten Realgruppe hinreichend gut abzubilden vermag. Zugleich liegt die Unterscheidung zwischen Darstellung und Dargestelltem, zwischen Bild und Abbild, zwischen Stellvertretergruppe und der dargestellten Familie, dem ganzen Ansatz zugrunde. Diese Unterscheidung zurückzunehmen und anzunehmen, in einer Aufstellung käme die dargestellte Familie naturalistisch zum Ausdruck, wie das manche Vertreter des Ansatzes glauben, negiert geradezu die Arbeitsgrundlage, aus der heraus die Aufstellungsarbeit ihre Kraft entwickelt. Gäbe es diesen Unterschied nicht, dann könnte der Therapeut überhaupt nicht in der Art, wie dies in der Aufstellungsarbeit geschieht, in das System eingreifen. Das Abbild besitzt eben nicht die gleichen Beharrungskräfte wie das Abgebildete." Zum vollständigen Text…
Wednesday, June 4. 2008
 In einem spannenden Aufsatz "Der Auftrag. Kybernetik und Revolution in Chile", erschienen in: D. Gethmann/M. Stauff (Hrsg.) "Politiken der Medien", Zürich/Berlin (diaphanes) 2004 (eine Kurzfassung erschien am 13. März 2004 im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen veröffentlicht wurde, zeichnet der Medienforscher Claus Pias den chilenischen Versuch Anfang der 70er Jahre nach, mit Hilfe der Kybernetik eine umfassende staatliche Kontrolle aller technischen und sozialen Prozesse und Probleme zu installieren und dabei bis dahin übliche Planungsmethoden hinter sich zu lassen. Das Foto zeigt den futuristischen Kontrollraum in Santiago de Chile (Foto: clarification) Der geistige Kopf hinter diesem Experiment war der genialistische Stafford Beer (hier sein interessanter Vortrag über das Projekt von 1973 noch dem Putsch), Salvador Allende sein politischer Partner. Der Putsch gegen Allende ließ das kybernetische Projekt Chile katastrophal scheitern, einen beträchtlichen Anteil daran hatten die "gegenkybernetischen" Aktivitäten der USA: "Die CIA hatte es nicht einmal nötig, besonders viele Agenten nach Chile zu entsenden: Im 'Project Camelot' wertete man einfach die Arbeiten von Tausenden akademischen Sympathisanten aus, die nach Chile gereist waren, um zu helfen, ohne zu ahnen, daß ihre Beobachtungen in den geheimdienstlichen Rechnern landen würden. Auf diesen ließ man ebenfalls eine Computersimulation laufen, die den schönenTitel 'Political Game' trug und deren algorithmische Ratio lautete, daß auch ein amerikanisches Attentat auf Salvador Allende allemal bedenkenswert sei. Man mag daher im Ringen zweier Kybernetiken zugleich ein Ringen um die medientechnischen und epistemologischen Standards einer Politik erkennen, die mit „immer neuen tumultösen Situationen“ (Carl Schmitt) entfesselter gesellschaftlicher Kontingenz umzugehen vermag, einer Politik, die damit auf das Nicht-Politische schlechthin reagiert und die sich heute allerorten hinter dem bemühten Aufweis intensiver politischer Unterscheidungen verbirgt." Zum vollständigen Text…
Sunday, June 1. 2008
 Auf dem 1. Berliner Coachingtag am 3. März 2006, veranstaltet von artop-Institut an der Humboldt-Universität, hat Dirk Baecker einen nachlesenswerten Vortrag über das Potential des Coaching gehalten, der auf seiner website nachzulesen ist. Ausgehend von einer Beschreibung der Strategie von meisterlichen Schachspielern, eben keine Vorausberechnungen von eigenen und Zügen der Gegner anzustellen, sondern die Situation auf dem Spielfeld so reich und komplex wie möglich sich entwickeln zu lassen, dass einem in der richtigen Situation – nicht das richtige, sondern – etwas hilfreiches einfallen kann, überträgt Baecker die Lehren aus dieser Strategie auf das Coaching und empfiehlt Gelassenheit im Umgang mit Komplexität: "Es macht keinerlei Sinn, die eigenen Bemühungen angesichts von Komplexität, eben weil es so aussichtslos ist, zu verdoppeln, weil man damit zwar die eigene Überforderung steigert, aber nicht das eigene Verstehen. Komplexe Phänomene sind nicht einfach 'schwierige' Phänomene, sondern sie sind wegen der Anzahl der beteiligten Elemente, wegen der Heterogenität dieser Elemente und wegen der Vielzahl sich auch noch laufend ändernder und natürlich ebenfalls heterogener Beziehungen zwischen diesen Elementen,11 prinzipiell vom menschlichen Bewusstsein nicht zu erfassen, so sehr wir uns auch gegen diese Einsicht sträuben mögen. Komplexe Phänomene sind gleichzeitig, das kommt den bisherigen Überlegungen entgegen, Phänomene, die wir zwar nicht verstehen, mit denen wir jedoch gleichwohl interagieren können, und dies mithilfe von Beobachtungen, die darauf hinauslaufen, Erfahrungen mit Erwartungen abzugleichen und diese Erwartungen dementsprechend laufend zu korrigieren.12 Das jedoch kann man nur, wenn man in der Lage ist, das eigene Wissen im Kontext von Nichtwissen laufend zu reevaluieren und zu diesem Zweck vom eigenen Nichtwissen und nicht vom Wissen auszugehen." Zum vollständigen Text…
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