Friday, August 31. 2007
 In der allerneuesten Ausgabe von FQS, dem unbedingt lesenswerten (und dem Konzept der konstenfreien Open-Source-Bewegung aktiv verpflichteten) Online-Magazin "Forum Qualitative Sozialforschung" erschien gestern (aber schon unter dem Datum Januar 2008) ein interessantes Interview mit einem der bedeutsamsten Begründer des Sozialen Konstruktionismus, Kenneth Gergen. Das Interview führte César A. Cisneros-Puebla im Oktober 2005 während eines Psychologie-Kongresses in Mexiko in angenehmer Atmosphäre: "Our interview took place in the lobby of the hotel where Kenneth and his wife Mary were staying. During the interview Kenneth and I sipped our drinks while a pianist provided pleasant background music." Zum Interview selbst, das in englischer Sprache zu lesen und mit einer Einführung von Robert B. Faux versehen ist, heißt es im abstract: "In his eloquent and unambiguous style Gergen speaks out about critical realism, rationality, truth claims, grounding and other scientific and human beliefs. Firmly based in the constructionist perspective of ethics, Gergen leads us to examine relevant epistemological questions such as solipsism and the value of prediction, the searching for foundations, and the radical and retro pendulum in the sociology of knowledge. The 'conversational reality' performed in this piece is just a small part of our cultural complexity." Zum vollständigen Interview…
Tuesday, August 28. 2007
 Unter diesem Titel hat Christiane Geiser 1999 eine Arbeit veröffentlicht, die auf einem Vortrag basiert und in der sie konstruktivistische und systemische Konzepte mit dem personenzentrierten Ansatz von Carl Rogers in Beziehung setzt. Der Aufsatz erschien in den GFK-Texten und ist auch online zu lesen. Im abstract schreibt sie: "Die Frage, was denn nun 'wirklich' sei, würde der Konstruktivist Heinz von Foerster als eine der 'unentscheidbaren Fragen' bezeichnen, mit deren Beantwortung wir nichts über 'die Wirklichkeit' aussagen, aber viel über unsere grundlegenden Annahmen und Glaubenssysteme und deren Einfluss auf unsere Praxis. Carl Rogers, der Begründer des personzentrierten Ansatzes, hat sich eindeutig für eine Antwort entschieden. Er plädiert in seinem Lebenswerk unermüdlich für diesen allerersten Schritt der radikalen Toleranz: immer zuerst zu akzeptieren und zu verstehen versuchen, wie die individuelle Wirklichkeitskonstruktion und das Selbst- und Weltverständnis des anderen aussehen. Dann ebenso sorgfältig zu beobachten, wie ich selber meine 'Wirklichkeiten' hervorbringe. Dann - erst dann! -'weitergehen': sich in einem dialogischen Akt zueinander in Beziehung setzen, zum Zweck von Veränderung, Heilung und Wachstum in der Psychotherapie, zum Zweck von Konsensfindung und Kreativität im politischen und sozialen Feld. Ich plädiere in diesem Vortrag dafür, diese verschiedenen Wirklichkeiten ganz auszuschöpfen (vor allem auch ihre körperliche Dimension) und darüber hinaus den traditionell individuumzentrierten Charakter des personzentrierten Ansatzes auszudehnen: eine Blickwinkel-Korrektur von der Egozentrik zur Relationalität und eine Revision des Selbst-Begriffs können der 'Wirklichkeit', in der wir im ausgehenden 20. Jahrhundert leben, dienlich sein." Zum vollständigen Text…
Saturday, August 25. 2007
 Im Jahre 2005 startete Fritz B. Simon eine Initiative des Management Zentrums Witten MZW mit dem Ziel, eine Art Gemütsklima-Index für Deutschland zu erstellen. Dafür wurde eine Internetseite eingerichtet, auf der man seine eigene Gemütslage einschätzen konnte, das Ergebnis war dann ein persönlicher Index sowie ein Gesamtindex für alle Teilnehmer. Nun, zwei Jahre und ein Aufschwung später, geht das Depressionsbarometer in eine neue Runde. Seit dieser Woche wird der deutschlandweite Depressionsindex wieder angezeigt. Auf der nur geringfügig überarbeiteten Website versprechen die Initiatoren: "Das Team von idalab und der MZW Gmbh wird die aktuellen Daten auswerten, um herauszufinden ob der konjunkturelle Aufschwung die Stimmung im Lande nachweislich verbessert. Dazu in Kürze mehr." Schon jetzt wird deutlich, dass die Stimmung der website-Besucher nicht nicht allzu depressiv ist. Lassen wir uns überraschen. Zum Depressionsbarometer…
Friday, August 24. 2007
 "Die Beratungsbranche steht unter Druck. Klischeehaft werden die aus einer betriebswirtschaftlichen Richtung stammenden Strategie- und Organisationsberater als «Nieten in Nadelstreifen» oder «Versager im Dreiteiler» bezeichnet. Die eher aus der Arbeits- und Organisationspsychologie, der Gruppendynamik und der Arbeits- wissenschaft kommenden Prozessberater werden dagegen als «Psychotherapeuten im Unternehmen» diskriminiert." Diese Einschätzung ist Ausgangspunkt eines Aufsatzes des Organisations- und Beratungswissenschaftlers Stephan Kühl, der in Heft 3/2005 der Zeitschrift "Organisationsentwicklung" erschienen ist. Kühl geht es darum, "Konturen eines dritten Weges jenseits von betriebswirtschaftlicher Beratung und systemischer Prozessberatung" aufzuzeigen. Zum vollständigen Artikel (PDF)…
Saturday, August 18. 2007
 1991 hat Bernd Schmid in der "Transaktionsanalyse" diesen Aufsatz veröffentlicht, der die Frage der Gestaltung der therapeutischen Beziehungen auf prägnante und klare Weise behandelt: "Die Wirklichkeit und Selbstorganisation des Therapeuten-Systems werden völlig von der Wirklichkeit und der Selbstorganisation des Klienten-Systems unterschieden. Dementsprechend wird die professionelle Aneinanderkopplung beider Wirklichkeiten als grundsätzliches Problem diskutiert. Dann werden die Organisation und die Komplexitätssteuerung in der professionellen Begegnung aus der Sicht des Therapeuten-Systems beschrieben. Hierbei sind drei Perspektiven wichtig: 1. Das Klienten-System und Klientenrollen. 2. Problemdefinition und Fokuswahl. 3. Das professionelle Handeln. Das Hervorbringen stimmiger professioneller Figuren wird als Problem der Komplexitätssteuerung und des Aneinanderkoppelns von Therapeuten- und Klienten-System beschrieben."
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Monday, August 13. 2007
 Klaus Japp, Professor für Politische Kommunikation und Risikosoziologie an der Universität Bielefeld und Vorstand des "Instituts für Weltgesellschaft" hat einen bemerkenswerten systemtheoretischen Aufsatz über die "Soziologie des fundamentalistischen Terrorismus" geschrieben, der 2003 in der Zeitschrift "Soziale Systeme" erschienen und auch online zugänglich ist. Auch wenn die nachfolgende Inhaltsangabe schon anzeigt, dass die Lektüre anspruchsvoll ist, sei diese doch sehr empfohlen: "Der politische Extremismus des Islam wird überwiegend auf sozioökonomische Deprivationen und / oder kulturelle Orientierungs- und Anerkennungsdefizite zurückgeführt. In diesem Zusammenhang dominiert ein argumentum ad hominem, dessen empirischer Hintergrund durch die Realitätskonstruktionen der Massenmedien aufgebaut wird. Der Artikel stellt dagegen auf Kommunikation um und zielt auf Wiederbeschreibung dessen, was die Massenmedien vorgeben. Im Mittelpunkt steht die paradoxe Kommunikation von Einheitssemantiken des islamischen Fundamentalismus im Kontext funktionaler Differrenzierung und des politischen Extremismus des Islam im Kontext sich modernisierender politischer Systeme in der ›peripheren Moderne‹. Als grundlegend wird die Paradoxie von säkularer Kontingenz und religiöser Letztbegründung veranschlagt. Deren Entparadoxierung führt – über verschiedene Stufen hinweg – zur ›ultimativen Kommunikation‹ des Terrorismus. Dies wird als strukturelle Implikation der Weltgesellschaft identifiziert und gerade nicht als bloß regionale Abweichung von der weltweiten Durchsetzung funktionaler Differenzierung." Zum Volltext…
Saturday, August 11. 2007
 Wer sich einen Eindruck von der Dynamik der weltweiten Entwicklung machen will, sollte sich mal mit dieser interessanten Seite befassen. Hier bekommt man in Echtzeit einen Überblick über die Geburten und Sterberaten der Menschheit, eine statistische Aufschlüsselung über die Todesursachen, über das Artensterben (allein in diesem Jahr schon über 16.000 Arten), Waldvernichtung (über 7.000.000 Hektar in 2007) und die Gewinnung von Öl sowie die Produktion von Autos, Fahrrädern und Computern. Dies alles ist aus internationalen Statistiken gewonnen und als Flash-Datei anschaulich gemacht. Die Daten können jeweils für Jahr, Monat, Woche, Tag betrachtet werden. Ein kleiner Abstecher lohnt sich! Ein Klick auf die Abbildung bringt Sie hin.
Friday, August 10. 2007
Im Open Source "E-Journal of Applied Psychology" ist der ersten Ausgabe dieses Jahres ein interessanter Aufsatz der brasilianischen Sozialwissenschaftlerin Maria Angela Mattar Yunes aus Porto Alegre zu finden, die sich mit dem Bild auseinandersetzt, das brasilianische Professionelle über Familien haben, die in Armut leben. In einer qualitativen Studie wurden HelferInnen und ErzieherInnen nach dem Konzept der Resilienz befragt, das übrigens für die Befragten als Begriff selbst so gut wie keine Rolle spielte. Es zeigte sich, dass bei der Frage, inwieweit Familien ihre Armutslage überwinden können, normative und schichtspezifische Annahmen und Überzeugungen eine große Rolle spielten: "Family resilience has emerged as an important construct in Positive Psychology. The present qualitative study aimed to investigate family resilience in poverty from the perspective of the advocacy's discourse. Fourteen professionals, seven educators and seven health service workers, were interviewed individually about their experience with "families who succeed despite poverty". The professionals believe that the majority of poor families are not able to overcome poverty. Although they recognize some elements of resilience such as the relational and organizational style of some families, most professionals emphasized that "resilient families" should function according to dominant social norms in order to succeed. It seems that these educational and health social agents have incorporated the ideological facet provoked by the construct of resilience which suggests that poor families are "non-resilient a priori"." Zum vollständigen Text…
Wednesday, August 8. 2007
 systemagazin hat in der Sommerzeit völlig verschlafen, über die aktuelle Neueinstellungen im Schwester-Journal des gepfefferten Ferkels zu berichten, was hiermit mit einem herzlichen Gruß nachgeholt sei. Diesmal sind unter anderem Beiträge zum Thema "Sozialarbeit in der Postmoderne" zu finden. Texte beigesteuert haben u.a. Jesús Hernández Aristu, Claudia Winkler, Jürgen Weihrauch, Franz Hochstrasser, Andreas Hampe-Grosser, Joachim Stamm, Björn Riegel und Bernd Schmid. Zum Ferkel…
Tuesday, August 7. 2007
 Unter diesem Titel erschien 2003 im Literatur- und Forschungsreport Weiterbildung des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung zum Thema "Gehirn und Lernen" (Hrsg. Ekkehard Nuissl, Christiane Schiersmann & Horst Siebert) ein Beitrag von Luc Ciompi, in dem dieser auf kurzem Platz seine These darlegt, dass Gefühle mit jedem Denken untrennbar verbunden sind und dass sie darin auch ständig lebenswichtige organisatorische und integrierende Aufgaben - Operatorenwirkung der Affekte auf das Denken - zu übernehmen haben. Dieser Text steht auch online zur Verfügung: "Übereinstimmend verbinden sich nach dem Konzept der Affektlogik affektive und kognitive Komponenten mit der zugehörigen Sensomotorik zu funktionell integrierten affektiv-kognitiven Bezugssystemen oder Fühl-Denk-Verhaltensprogrammen (im Folgenden kurz FDV-Programme genannt). Diese bauen auf angeborenen Reflexen auf und differenzieren sich vom ersten Lebenstag an „in der Aktion“, wie Piaget anhand der Untersuchung der geistigen Entwicklung des Kleinkindes mit großer Genauigkeit aufgezeigt hat, zu komplexen Funktionseinheiten aus. Zugleich verbinden und koordinieren sie sich mit anderen solchen „Programmen“ (in den ersten Wochen z. B. Greif- mit Augen- und Armbewegungen usw.). Durch häufige Wiederholung werden solche koordinierten Abläufe zunehmend automatisiert, verinnerlicht („mentalisiert“) und schließlich zum Teil auch mit spezifischen sprachlichen Lauten oder andersartigen (z. B. gestuellen oder bildhaften) Symbolen oder Codes belegt (Piaget 1970). Funktionell integrierte FDV-Programme unterschiedlichster Größenordnung stellen somit auf immer neuer Stufe die eigentlichen „Bausteine der Psyche“ dar, und der ganze „psychische Apparat“ kann, so gesehen, als ein komplex hierarchisiertes Gefüge von FDVProgrammen aufgefasst werden, die im handelnden Erleben fortwährend selbstorganisatorisch auf-, aus- und teilweise auch umgebaut werden." Zum vollständigen Text…
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