Wer Hilfe anbietet, hat in der Regel eine Idee davon, worin eine effektive Hilfe bestehen kann. Die metaphorische Basis dieser Ideen, die unser Verständnis von Problemen und Lösungen und unser Handeln leitet, ist aber dabei häufig nicht wirklich bewusst – und zwar unabhängig, von welcher theoretischen oder praktischen Position wir auf Hilfe schauen. Diese Basis kann erst erfasst werden, wenn man einen Blick darauf wirft, wie Helfer über Hilfen sprechen. Rudolf Schmitt, Psychologe und Germanist am Fachbereich Sozialwesen an der Hochschule Zittau/Görlitz, befasst sich seit langem mit der Sammung und Analyse solcher – und anderer – Metaphern. In seinem Aufsatz "Kollektive Metaphern des Psychosozialen Helfens" schreibt er:
"'Klären' wir die Probleme unserer Klientinnen? 'Lösen' wir ihre 'Verstrickungen'? Oder sollten wir sie besser nur 'begleiten', damit sie ihren 'Weg' selbst 'finden'? Wir könnten allerdings versuchen, diese Prozesse (lat.: procedere, processi: vorwärts schreiten) zu 'erleichtern', wenn die Menschen es zu 'schwer' haben. Oder? Was machen wir eigentlich? 'Machen' wir denn etwas? Es gibt sehr differierende Antworten auf diese Fragen; in sozialpädagogischen Handlungsanweisungen und psychotherapeutischen Fortbildungen, in vergleichenden Therapiestudien und qualitativen Untersuchungen des psychosozialen Helfens werden sehr unterschiedliche Formen und Inhalte des psychosozialen Helfens diskutiert. Eine Antwort, die so sehr an der Oberfläche des Phänomens liegt, daß sie fast immer übersehen wird, besteht darin, dem Volk der HelferInnen "auf das Maul zu sehen" (Luther). Die amerikanischen Linguisten und Sprachphilosophen George Lakoff und Mark Johnson behaupten, daß unsere sprachlichen Bilder nicht nur Oberflächenphänomene des Redens sind, sondern Modelle des Denkens und der Interaktion offenbaren. Die Untersuchung, die ich hier vorstelle, nutzte die Theorie der beiden Autoren, um in systematischer Weise kollektive Sprachbilder, sog. 'Metaphern', im psychosozialen Bereich zu sammeln und zu analysieren. Ich fand neun verschiedene metaphorische Modelle des Helfens, die uns vor jeder Theorie schon vertraut sind, aus unserer Alltagspraxis stammen und unsere Interaktionen wahrscheinlich schon steuerten, als wir noch keine professionellen HelferInnen waren."
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