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Neuvorstellung zur Übersicht
22.08.2013
Stefan Hammel: Loslassen und Neues ins Leben lassen. Wegweisende Geschichten
Hammel: Loslassen Verlag Kreuz, Freiburg 2013

160 S., kartoniert

Preis: 14,99 €

ISBN 978-3-451-61132-2
Verlag Kreuz





Peter Stimpfle, Eichstätt

In einer Zeit des grassierenden Burnouts und des Rücktritt eines (deutschen!) Papstes scheint ein Buch (von einem evangelischen Pfarrer) zum Thema Loslassen topaktuell! Denn was braucht man dann, wenn Körper und / oder Seele nicht mehr mitmachen? Vielleicht die Fähigkeit loszulassen um somit etwas ander(e)s oder Neues ins Leben zu lassen? Aber wie soll oder kann das gehen? Möglicherweise sind wir es als Gesellschaft kaum noch gewohnt, Dinge einfach geschehen zu lassen, sondern glauben alles machen zu müssen (auch Ent-Spannung). Wie soll ich das machen, loslassen – fragen mich oft Patienten, worauf ich antworte, so wie ein Bauer, der das Gras wachsen lässt und nicht dran zieht, damit es schneller wächst.

Vielleicht sind wir es kaum mehr gewohnt und glauben alles machen zu können oder verwechseln es gar mit Niederlage, Kapitulation oder Aufgeben. Stefan Hammel bedient sich hier wieder einmal seiner gewohnten Sprache und Methode des Geschichtenerzählens. Lange oder kurze, interessante oder heilsame, alltägliche oder besondere, fremde oder gewohnte Anekdoten und Geschichten über das Loslassen. Frühere Generationen waren gewohnt ihre Wünsche an den lieben Gott zu richten oder wie beim Froschkönig die Kugel in den Brunnen versinken zu lassen, woraufhin der Frosch sie zurückbrachte. Da solche Methoden offensichtlich nicht mehr helfen und Klagen oder passiv Abwarten auch nicht weiterhilft, sind die Menschen heutzutage wohl mehr oder weniger vor die Situation gestellt, das Loslassen selbst in die Hand zu nehmen. Nämlich jenes loszulassen, was das Leben schwer macht, Wünsche, Ängste, Gewohnheiten, Ideale, Sehnsüchte oder Ziele. Darin könnte auch eine Chance liegen, unser Schicksal und Leben selbst in die Hand zu nehmen und unser Leben zu erneuern. Vieles können wir loslassen, seien es Ängste und Sorgen, die uns belasten oder (überhöhte) Erwartungen (an uns selbst oder andere) bzw. Prinzipien, Ideale oder Unerledigtes. Ich muss freimütig zugeben, dass ich selbst mich mit dem Titel des Buches auch nach mehrmaligen Lesen schwer tue. Zunächst wirkte der Buchtitel auf mich wie ein weiteres Buch zum Thema Gelassenheit. Eine moderne Mode, wie mir manchmal erscheint, alles gelassen nehmen zu müssen – gelassen zu bleiben, wenn man gemobbt wird oder der Mann fremd geht. Ist das wirklich immer angebracht, gelassen darüber stehen und passiv zu bleiben, es loszulassen? Gelassen einen Abschied von einem geliebten Menschen – gefühllos – hinzunehmen? Oder sind das nicht die Kennzeichen einer Gesellschaft, in der sich die Menschen immer mehr wie funktionierende Maschinen organisieren, anstatt zu fühlen? Dauernd gelassen lächeln, ist das nicht lächerlich dachte ich mir. Der Inhalt des Buches entschädigte mich dann aber, denn was ich hier las, braucht Mut und Kraft, sich von Dingen zu verabschieden, die einem nicht – mehr – nützen, sondern manchmal das Leben beschweren oder behindern, seien es Ängste (braucht man nicht Mut um sich diesen zu stellen?) oder ideale Vorstellungen und Wünsche, die im Grunde gar nicht zu einem passen. Mut zur Selbstbegrenzung hieß ein Seminar von dem von mir sehr geschätzten Kollegen Dr. Reinhold Bartl, in dem ich lernen konnte, dass es Mut braucht, sich zu beschränken, bei sich zu bleiben. Insofern würde ich das Buch wohl eher Mut zur Selbstbegrenzung oder Mut zum konstruktiven Umgang mit Endlichkeit nennen wollen, das passt meiner Meinung nach besser zum Inhalt. Ich vermute jedoch ein Buch mit so einem Titel würde weder von einem Verlag angenommen werden und vermutlich auch kaum gekauft werden. Insofern bleibt der Titel für mich ein (vermutlich notwendiger) Wehmutstropfen, aber der Inhalt hat mich für diesen mehr als entschädigt. Dort wird gefragt, was ist eigentlich, wenn unsere sicherlich durchaus berechtigten Wünsche in Erfüllung gegangen sind, passt das dann zu uns und was würden sich für Folgen einstellen, wenn ältere Frauen z. B. einen Rockstar zum Mann bekämen? Oder wenn man in die Schule gehen könnte ohne zu lernen (oder in die Therapie ohne selbst sich der Angst stellen zu müssen oder als Therapeut Erfolg haben könnte ohne sich mit Patienten abgeben zu müssen), wenn man mit 40 wirklich in Rente gehen könnte oder man die Million gewinnen würde. Die Wünsche erfüllende Fee hat aus diesem Grund in Stefan Hammels Buch ihren, zugegebenermaßen sehr interessanten Job, etwas resigniert, aufgegeben, weil sie oft erfahren musste, das die Wünsche nicht wirklich zu den Leuten passen. Ich bin mir übrigens sicher, dass wir sie in Bad Kissingen bei der Jahrestagung der Milton Erickson Gesellschaft im März dieses Jahres gemeinsam dort gesehen haben …




Auf der website des Verlags: Leseprobe




Verlagsinformation:

Angst und Sorgen loslassen, Ehrgeiz loslassen, Ziele loslassen, Gewohnheiten loslassen, den früheren Partner loslassen, Einsamkeit loslassen, auch Besitz und Abhängigkeiten loslassen, sogar Träume, Schuld und Sicherheit … und Entwicklung zulassen: Wenn es Zeit wird, Blockierendes zu überwinden, helfen Stefan Hammels Geschichten zum Loslassen. Therapeutisch fundiert, freundlich, oft augenzwinkernd und mit feinem Humor zeigt er, wie es uns gut gelingen kann, Altes gehen und Neues ins Leben zu lassen.


Über den Autor:

Stefan Hammel, geboren 1967, ist evangelischer Klinikseelsorger sowie systemischer Kinder-, Familien- und Hypnotherapeut und Coach. Er leitet das Institut für Hypnosystemische Beratung in Kaiserslautern und ist Referent namhafter systemischer und hypnotherapeutischer Ausbildungsinstitute in D, A, CH. www.stefanhammel.de



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